Nachdem die Anklagepunkte auf dem Tisch liegen, fordert das zuständige Inquisitionskomitee unter Vorsitz des Papstes Galileo Galilei im September 1632 auf, unverzüglich in Rom zu erscheinen. Doch Galilei versucht erst einmal Zeit zu gewinnen. Er argumentiert mit seinem angeblich schlechten Gesundheitszustand, legt Atteste vor und verzögert so seine Abreise nach Rom immer weiter.
Galilei in Ketten?
Des Wartens leid, wirft die die Inquisition im Dezember 1632 dem Forscher vor, seine Krankheit als Vorwand zu benutzen und fordert ihn ultimativ auf, nun endgültig sofort nach Rom zu kommen – freiwillig. Denn sonst drohen ihm Verhaftung und ein Abtransport in Ketten. Galilei hat verstanden. Aufgrund eines Pestausbruchs und anderer Verzögerungen trifft er jedoch erst Mitte Februar 1633 dort ein.
Ab dem 12. April wird Galilei anschließend offiziell die Anklageschrift verlesen und der Prozess gemacht. Mehrfach muss er vor der Inquisition antreten, um verhört zu werden. Galilei darf in dieser Zeit das Gerichtsgebäude nicht verlassen, landet aber bis auf Weiteres nicht im Kerker. Stattdessen wird ihm und seinem Tross ein durchaus gemütliches Gemach zugewiesen – bei bester Verpflegung.
Handel mit der Inquisition
Auch sonst zeigt sich die Inquisition eher zahm und bietet schließlich Galilei sogar einen Handel an. Das Angebot: Wenn er sich bei weniger bedeutenden Anklagepunkten schuldig bekennt, kommt er mit einer milden Strafe davon. Am 30. April räumt der mittlerweile 69 Jahre alte Astronom daraufhin ein, der kopernikanischen Lehre in seinem Dialogo eine zu starke und gewichtige Position eingeräumt zu haben. In seinem nächsten Buch will er dies revidieren und richtig stellen, so sein Angebot.
Danach vergehen einige Wochen ohne weitere Gerichtstermine. Am 21. Juni 1633 wird Galilei noch einmal unter Folterandrohung von den Inquisitoren verhört und anschließend inhaftiert – auch um Buße zu tun. Am nächsten Tag erhält er in der Dominikanerkirche Santa Maria sein Urteil: Lebenslange Kerkerhaft und Verbot der Lehrtätigkeit. Ein vergleichsweise mildes Urteil für einen angeblichen Ketzer. Die landen sonst meist auf dem Scheiterhaufen. Er muss aber noch seine „Irrtümer“ und „Fehler“ öffentlich bereuen und seinen Ansichten am 22. Juni 1633 in der Basilika Santa Maria sopra Minerva in Rom abschwören.
Eine Franziskanerkirche als letzte Ruhestätte
Als dies erledigt ist, zeigen sich Papst und Inquisition erneut gnädig. Galilei kommt wieder nicht in Haft, sondern wird lediglich unter Hausarrest gestellt. Zuerst in Rom, dann in Siena und schließlich in seinem Landhaus in Arcetri bei Florenz. Der Wissenschaftler darf sogar weiter astronomische und andere Forschungen durchführen und auch Besuch empfangen.
Einige Jahre später erblindet Galilei und stirbt schließlich am 8. Januar 1642 – allerdings nicht ohne noch vorher die Anwendung seines Uhrpendels konzipiert zu haben. Seine letzte Ruhestätte befindet sich heute in der Franziskanerkirche Santa Croce in Florenz.
Rehabilitierung nach Jahrhunderten
Mehr als 350 Jahre sind seit dem Tod von Galileo Galilei mittlerweile vergangen, doch fast genauso lange brauchte die katholische Kirche, um dem weltbekannten Forscher „Satisfaktion“ zu geben, ihn endgültig und für immer zu rehabilitieren. Zwar wurde bereits 1835 Galileis Hauptwerk „Dialog“ vom ihrem Index der verbotenen Bücher gestrichen. Eine Überprüfung und Neubewertung des Urteils gegen Galilei gab jedoch erst Papst Johannes Paul II. anlässlich des 100. Geburtstages von Albert Einstein im Jahr 1979 in Auftrag.
Sein Wille war es, „dass Theologen, Gelehrte und Historiker, vom Geist ehrlicher Zusammenarbeit beseelt, die Überprüfung des Falles Galilei vertiefen und in aufrichtiger Anerkennung des Unrechts, von welcher Seite es auch immer gekommen sein mag, das Misstrauen beseitigen, das dieses Ereignis noch immer bei vielen gegen eine fruchtbare Zusammenarbeit von Glaube und Wissenschaft, von Kirche und Welt hervorruft“.
Doch auch die Mühlen des Vatikans mahlen langsam. So dauerte es anschließend zwei weitere Jahre bis die päpstliche Untersuchungskommission, bestehend aus Vertretern der Mathematik, Physik, Theologie und Philosophie, ihre Arbeit endlich aufnahm. Und erst weitere elf Jahre später war sie damit fertig. Dann durfte Papst Johannes Paul II. verkünden, „Galilei sei Unrecht geschehen, als ihn die Inquisition im Jahre 1633 unter Folterdrohung zwang, dem kopernikanischen Weltbild abzuschwören, nach dem sich die Erde um die Sonne dreht.“
Stand: 30.04.2010