Bienen sind Tiere mit einer hoch entwickelten sozialen Lebensweise. Sie gelten als Musterbeispiel
für altruistisches Verhalten, denn sie sammeln nicht für ihre direkten Nachkommen Nahrung, sondern für ihre Brüder und Schwestern: Nur die Königin kann befruchtete Eier legen. Ihr komplexes soziales Zusammenleben versetzt uns in Erstaunen, die minutiöse Konstruktion ihrer Waben und die verblüffenden Orientierungsleistungen auf ihren ausgedehnten Sammelflügen faszinieren Laien und Wissenschaftler stets aufs Neue.
Wie schaffen es die Tiere, kollektiv auf immer wechselnde Situationen zu reagieren? Sicher liegt das
wesentlich an den besonderen kognitiven Leistungen der Honigbiene. Diese von der Ebene des gesamten Bienenvolks über das Individuum bis hinunter zu zellulären und molekularen Mechanismen zu begreifen, das ist das Ziel zahlreicher neuer Forschungsansätze. Auch ein Wissenschaftlerteam am Institut für Bienenkunde der Universität Frankfurt um Professor Bernd Grünewald, Christof Schneider und Stefan Fuchs will damit einen Beitrag leisten zum Erhalt der Bienen in einer Welt voller neuartiger Umweltgefährdungen.
Komplexes Minihirn
Innerhalb der Insekten besitzen die Bienen ein besonders hoch entwickeltes Verhaltensrepertoire. Dem entspricht ein außerordentlich komplexes Gehirn, das eine immense Menge von Sinnesinformation verarbeitet. Bienen lernen aus früheren Erfahrungen und passen ihr Verhalten optimal an veränderte Umweltbedingungen an.
Trotz seiner Komplexität ist das Bienengehirn ein sehr kompaktes Minigehirn mit nur ungefähr 960.000 Nervenzellen (Neuronen) in einem Volumen von etwa einem Kubikmillimeter. Damit können die Bienen untereinander hoch entwickelte soziale Interaktionen mit ausgefeiltem Kommunikationsverhalten eingehen und finden sich in einem Radius von fünf Kilometern um ihren Stock bestens zurecht. So lernen Bienen zum Beispiel den Standort ihres Nestes und die Position einer Futterquelle relativ zum Nest. Darüber hinaus merken sie sich Eigenschaften der Nahrungsquelle wie deren Ergiebigkeit, Form, Farbe, Duft und Textur der Blüte oder die Art und Weise, wie sie an den Nektar herankommen.
Forschung Frankfurt / Bernd Grünewald, Christof Schneider und Stefan Fuchs
Stand: 05.02.2010