Zoologie

Im Kampf gegen den Parasiten

Tödliche Gefahr Varroamilbe

In einem Bienenvolk leben mehrere zehntausend Individuen eng zusammen. Mit ihrer Brut und den

Nahrungsvorräten bietet das ideale Angriffsmöglichkeiten für Krankheitserreger und Parasiten. So vernichten Bienenkrankheiten, die durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Einzellern oder Ektoparasiten hervorgerufen werden, immer wieder ganze Bienenvölker.

Varroamilbe auf einer adulten Biene © USDA

Doch Bienen haben im Laufe ihrer Evolution eine ganze Reihe von Abwehrmechanismen entwickelt. Sie besitzen ein Immunsystem, das allerdings nicht so ausgeklügelt ist wie das des Menschen. Zudem desinfizieren sie ihr Nest mit Propolis, einem von Knospen gesammelten Kittharz. Darüber hinaus gibt es besondere Verhaltensmechanismen zur Krankheitsabwehr: Kranke Sammlerinnen

kehren häufig nicht mehr zu ihrem Volk zurück. Dies wirft die Frage auf, ob auch die kognitiven Fähigkeiten der Biene, mit deren Hilfe sie sich orientiert und Nahrungsquellen lernt, durch Krankheiten beeinträchtigt werden.

Eine wichtige Spur fanden die Forscher, als sie das Sammelverhalten von Bienenarbeiterinnen untersuchten, die von dem Bienenparasiten Varroa destructor befallen waren. Die zu den Spinnentieren gehörende Varroamilbe ist ein Ektoparasit, der sich von der Hämolymphe der Honigbiene und ihrer Brut ernährt. Ursprünglich ein Parasit der östlichen Honigbiene Apis cerana kam sie erst in den 1970er Jahren aus Asien über Russland nach Mitteleuropa. Heute ist die Varroamilbe außer in Australien weltweit verbreitet und verursacht erhebliche Schäden in den Bienenvölkern.

Varroamilbe auf der frischen Puppe einer Honigbiene © Scott Bauer/USDA

Vermehrung in der Brutzelle

Die Vermehrung der Varroa erfolgt ausschließlich in den Brutzellen der Bienenwaben, nachdem diese von den Bienen verdeckelt worden sind. In dem geschützten Innenraum legt die Varroamilbe fünf bis sechs einzelne Eier im Abstand von etwa 30 Stunden auf die Bienenpuppe. Aus dem ersten Ei entwickelt sich ein Männchen, das noch in der Zelle seine Schwestern begattet, sobald diese geschlechtsreif sind. Dann stirbt es. Varroamilben bevorzugen Drohnenzellen, weil deren Entwicklung etwa zwei Tage länger dauert als die der Arbeiterinnen.

Die Varroa-Weibchen verlassen mit der schlüpfenden Biene die Brutzelle, ernähren sich weiterhin von der Hämolymphe und können andere Bienenvölker infizieren. Die frisch geschlüpften, von der Varroamilbe befallenen Bienen haben ein deutlich verringertes Schlupfgewicht, sind schmächtiger und ihre Flügel sind häufig verkrüppelt. Unbehandelt führt ein Varroa-Befall bei den Bienen zu einem starken Befallsanstieg und mit großer Sicherheit zum Tod der Kolonie.

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Forschung Frankfurt / Bernd Grünewald, Christof Schneider und Stefan Fuchs
Stand: 05.02.2010

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Honigbienen: Superhirn im Überlebenskampf
Wie Parasiten, Krankheit und Gift die Fähigkeiten der sozialen Insekten beeinträchtigen

Soziale Vorbilder mit Supergehirn
960.000 Nervenzellen auf einem Kubikmillimeter

Rüsselreflex und Duftgene
Bienen als Meister der Düfte

Im Kampf gegen den Parasiten
Tödliche Gefahr Varroamilbe

Opfern für die Kolonie
Kranke Sammlerinnen kehren nicht zurück

Fatale Orientierungschwächen
Gemeinnütziger Selbstmord von der Selektion begünstigt?

Ein Chip als Rucksack
Individuelles Flugverhalten als Indiz für Pestizidwirkung

Das geht auf die Nerven…
Wie Krankheitserreger und Insektizide die neuronalen Prozesse der Bienen beeinträchtigen

Neue Hoffnung für die Bienen
Weitere Erforschung der Bienenneurologie

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