Astronomie/Kosmologie

„Highscore“

Größte Annäherungen von Asteroiden bisher und in Zukunft

1989: Um nur sechs Stunden verfehlt

Am 22. Mai 1989 flog der Asteroid 4581 Asclepius (1989 FC) im Abstand von nur 700.000 Kilometern an der Erde vorbei. Dabei passierte der 300-Meter-Brocken genau die Stelle im All, an der sich die Erde nur sechs Stunden zuvor befunden hatte.

2002: Entdeckung erst drei Tage später

Am 14. Juni 2002 verfehlte der zwischen 50 und 120 Meter große Asteroid 2002 MN die Erde um 120.700 Kilometer. Entdeckt wurde dies allerdings erst drei Tage nach dem nahen Vorbeiflug.

2004: Gleich drei größte Annäherungen

Am 31. März 2004 passierte der nur sechs Meter kleine Brocken 2004FU162 die Erde in nur 6.500 Kilometern Abstand – der bisher größten Annäherung. Bei einem Treffer wären die Folgen wegen seiner geringen Größe aber nur minimal gewesen. Wenige Tage zuvor, am 18. März, war der mit 30 Metern schon etwas größere Asteroid 2004 FH, der Erde immerhin 43.000 Kilometer nahe gekommen. Er raste deutlich sichtbar über den südlichen Atlantik hinweg. Am 19. Dezember 2004 schließlich erfolgte die zweitgrößte Annäherung an die Erde durch den fünf Meter kleinen Brocken 2004 YD5. Er hatte einen Abstand von 35.000 Kilometern.

2006: Im Fokus der Radarmessungen

Einen optimalen Blick für die Erfassung und Messung per Radar bot der Asteroid 2004 XP14, als er nach zwei Jahren Unsichtbarkeit am 3. Juli 2006 über die Westküste Nordamerikas hinweg raste. Der zwischen 300 und 900 Meter große Asteroid passierte die Erde im Abstand von 432.000 Kilometern, das entspricht dem 1,1-fachen Mondabstand und einer relativen Geschwindigkeit von 17 Kilometern pro Sekunde.

2008: Erste Vorhersage eines Einschlags

Der zwei bis fünf Meter kleine Asteroid 2008 TC3 wurde am 6. Oktober 2008 rund 20 Stunden vor seinem voraussichtlichen Einschlag entdeckt. Damit war es möglich, an ihm den Prozess des Verfolgens und Messens eines potenziellen Meteoriten zu erproben. Am Minor Planet Center liefen innerhalb weniger Stunden insgesamt mehr als tausend Beobachtungsdaten von 27 professionellen und Amateurastronomen ein. Zum ersten Mal konnten damit Zeit und Ort eines Einschlags vor dem Ereignis genau vorhergesagt werden. In der Nacht zum 7. Oktober trat der Gesteinsbrocken dann wie prognostiziert in die Erdatmosphäre ein und explodierte über der Nubischen Wüste im Sudan mit der Energie von rund zwei Kilotonnen TNT. Spätere Suchexpeditionen fanden mehr als 280 Fragmente des Asteroiden.

2009: Tunguska-Brocken knapp vorbei

Im März 2009 rasten gleich zwei Asteroiden in relativ geringer Entfernung zwischen Mond und Erde hindurch. Beide wurden ersten einen Tag zuvor entdeckt. Einer von ihnen, 2009 DD45, hatte mit einer Größe von 21 bis 47 Metern ungefähr das Maß des vermutlichen Auslösers der Explosion im sibirischen Tunguska am 30. Juni 1908.

2029: Apophis zum ersten

Am Freitag, den 13. April wird der 270 Meter große Asteroid Apophis (2004 NM4) in einer Entfernung von rund 30.000 Kilometern an der Erde vorbei fliegen. Ein Einschlag ist für diese Begegnung extrem unwahrscheinlich. Nicht jedoch für die nächste Annäherung dieses Asteroiden:

2036: …und zum zweiten

Fliegt Apophis bei seiner Erdpassage im April 2029 durch eine bestimmte, nur 600 Meter große Himmelsregion, das so genannte „Schlüsselloch“, könnte die Erdschwerkraft seine Flugbahn so beeinflussen, dass er am 13. April 2036 auf der Erde einschlägt. Bisher sprechen jedoch alle Messungen seiner Flugbahn gegen ein solches Schlüsselloch-Szenario.

2048: Torino-Skala 1

Der Asteroid 2007 VK184 ist eines der wenigen erdnahen Objekte, die auf der Torino-Skala der Einschlagswahrscheinlichkeit den Wert 1 tragen. Die Chance, dass er im Juni 2048 die Erde trifft liegt bei 1 zu 3.000. Der rund 130 Meter große Gesteinsbrocken wird bereits am 22. Mai 2014 einmal nahe an der Erde vorbeifliegen – für die Astronomen eine gute Chance, ihre Daten und Prognosen zu verfeinern.

2068: Apophis zum Dritten

2068 wird der Asteroid Apophis erneut die Erde passieren. Ob ein Einschlag droht und wie nah der Vorbeiflug werden könnte, ist aber noch unbekannt.

2880: Einschlagswahrscheinlichkeit 1:300

Wenn der gut einen Kilometer große Asteroid (29075) 1950 DA seine bisherige Bahn beibehält, könnte er sich der Erde am 16. März 2880 sehr stark nähern. Doch das ist nicht sicher, da seine heftige Rotation die Flugbahn in der Zwischenzeit verändern könnte. Das ermittelten Radarmessungen beim letzten nahen Vorbeiflug im März 2007. Heute existieren zwei mögliche Szenarien für 2880: Eine, nach der der Asteroid Millionen von Kilometer an der Erde vorbeifliegt, und eine zweite, nach der es mit der Wahrscheinlichkeit von 1 zu 300 zu einem Einschlag kommt. Wäre dies der Fall, hätte der Impakt globale Folgen.

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Nadja Podbregar
Stand: 29.01.2010

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Apophis: Asteroid auf Erdkurs
Einschlag oder knapp daneben? 2029 entscheidet

„Highscore“
Größte Annäherungen von Asteroiden bisher und in Zukunft

Rasender Lichtpunkt
Der Asteroid wird entdeckt

Kurs Erde
Gibt es 2029 eine fatale Kollision?

Kein Einschlag – jedenfalls noch nicht
2029 kommt Apophis uns so nahe wie keiner vor ihm

Das fatale Schlüsselloch
Warum wenige Meter entscheiden

Schüler blamiert NASA – oder doch nicht?
Die Geschichte mit der Satelliten-Kollision

Russland und die Angst vor dem „Killerasteroid“
Wie dringend ist eine Abwehrmission?

Ein „Wachhund“ für Apophis
Eine Satellitenmission könnte Gewissheit schaffen

Was wäre wenn?
Wie lässt sich ein Einschlag abwenden?

Die „Armageddon“-Methode
Die Abwehrmöglichkeiten nach 2029

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Wie groß ist die Gefahr aus dem All?
Experten diskutierten in Heidelberg über die Bedrohung durch Asteroiden und Kometen

Meteoriten in der Falle
Interview mit Georg Delisle von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover

Gefahr aus dem All
DLR erforscht Abwehrmaßnahmen gegen gefährliche kosmische Geschosse

Meteorit schuld an Tunguska-Katastrophe
Saurer Regen stützt Theorie zur kosmischen Ursache

Asteroid passiert die Erde
Nächste Annäherung in diesem Jahrhundert

Raumsonde „Dawn“ auf Asteroiden-Jagd
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