Pestizide in Obst und Gemüse, Gammelfleisch, Salmonellen in Eiern – etwa alle drei Monate gibt es einen Lebensmittelskandal in der EU. Verbraucher wollen heute genau wissen, was sie essen. Woher stammt das Steak? Wurde die Kühlkette eingehalten? Sind die Birnen mit Pestiziden belastet? In Zeiten des globalen Handels ist es jedoch gar nicht so einfach, die Sicherheit und Rückverfolgbarkeit der Waren zu gewährleisten. Die Lieferkette besteht aus vielen Einzelprozessen, die ineinander greifen. An jeder Schnittstelle – etwa bei der Verpackung oder in den Verteilerzentren – werden Daten und Informationen ermittelt und weitergegeben, beispielsweise Herkunft, Lagertemperatur oder Mindesthaltbarkeitsdatum. Das Problem: Ein durchgängig strukturierter Informationsfluss ist bisher nicht vorhanden.
Abhilfe kann der Einsatz der RFID-Technik schaffen: Damit lassen sich Warenströme optimieren, Herkunft, Lagerbedingungen und Mindesthaltbarkeitsdatum dokumentieren. „Mithilfe von RFID ist es erstmals möglich, den Informations- und Warenfluss zusammenzuführen“, erläutert Dr. Volker Lange, Leiter Abteilung Verpackungs- und Handelslogistik am IML.
Vom Hof zur Theke
In dem Forschungsprojekt „Food Chain Management“ untersuchen zehn Fraunhofer-Institute wie sich die gesamte Kette der Lebensmittelherstellung – vom Bauernhof bis zur Ladentheke – transparent und sicher gestalten lässt. Die Forscher bearbeiten viele unterschiedliche Aspekte: Welche Daten müssen zwingend über die komplette Lebensmittelkette sicher transportiert werden? Welche Komponenten sind für die Informationsweitergabe und schnelle Qualitätskontrolle nötig? Ihr Ziel ist ein komplettes benutzerfreundliches Anwendungssystem, mit dem sich alle wichtigen Informationen abrufen und steuern lassen.
Wie sich mit einem solchen System der Weg von Lebensmitteln dokumentiert lässt, untersuchen die Forscher beispielhaft an Rindfleisch und Tomaten. Im Projekt „meatRFID“ erforschen Wissenschaftler des IML lückenlos den Weg vom Rind zum Steak in der Fleischtheke. Dafür nutzen sie Funketiketten. Diese Chips speichern die Chargennummer über den Zerlegeprozess bis hin zur Verpackung. Über eine zentrale Datenbank ist das Wegeprotokoll jederzeit abrufbar. Ein zusätzlicher Sensor erfasst
die Temperatur. So lässt sich verfolgen, ob die Kühlkette auch eingehalten wurde. Sensoren können auch die Lieferkette von Obst und Gemüse sicherer machen. Die Sensoren messen Reifegase.
Kontinuierliche Überwachung
In Verbindung mit einem ganzheitlichen Informationssystem lassen sich so Schwachstellen erkennen und die Qualität sichern. „Ein wichtiger Aspekt ist die kontinuierliche Überwachung. Verdirbt die Ware unterwegs, wird sie nicht weiter transportiert, sondern kann rechtzeitig entsorgt werden. So hilft Food Chain Management, Kosten zu reduzieren“, betont Dr. Mark Bücking, Sprecher der Fraunhofer-Allianz Food Chain Management. „Zudem haben Hersteller, die nachweisen können, woher ihre Ware kommt und wann sie den Bauernhof verlassen hat, einen Wettbewerbsvorteil“.
Birgit Niesing /Fraunhofer Magazin
Stand: 15.01.2010