Die Gesteine des Tyndall-Gebiets liegen am Grund eines ehemaligen Canyons, der offenbar zur Todesfalle für Ichthyosaurier wurde. Tausende von Sedimentlawinen sind im Kreidemeer des Tyndall-Gebiets abgegangen und haben alles mitgerissen, was in ihren Sog geriet.
Wimmelndes Leben im Schelfmeer
Wegen des Planktonreichtums wimmelte es am Rand des Schelfmeeres offenbar von Leben. Schwärme von Fischen und Belemniten-Tintenfischen jagten Jungfische und Kleinkrebse und wurden selbst gejagt von den großen Meeresreptilien, besonders den Ichthyosauriern. Wenn ein Erdbeben eine Schlammlawine auslöste, wurde alles in die Tiefe gerissen, auch die mächtigen Ichthyosaurier.
Obwohl sie etwa 500 Meter tief tauchen konnten, hatten diese Augentiere in den Schlick- und Geröllmassen kaum eine Überlebenschance. In einer Tiefe von 1.000 Metern kollabierten Brustkorb und Lunge. Am Fuß des Berghangs kam die Schlammlawine schließlich mit den in ihr eingebetteten verendeten Tieren zum Stillstand. Im Laufe der Zeit verfestigte sich der Schlamm zu Gestein und die Kadaver wurden von ungeheuren Sedimentlasten zusammengedrückt.
Ozeanboden wird geliftet
Jahrmillionen verstrichen. Der von Schlammlawinen aufgebaute unterkreidezeitliche Ozeanboden wurde am Ende der Kreidezeit zusammengeschoben, verfaltet, aus dem Ozean herausgehoben und teilweise wieder abgetragen.
In der jüngeren Erdgeschichte drückte die pazifische Scholle die Gesteinsschichten nochmals zu Bergketten empor. Vulkanische Spalten brachen auf und füllten sich mit Magma. Dann kam das Eis. Gletscher hobelten die Felsen blank und legten schließlich die Skelette der Ichthyosaurier wieder frei.
Wolfgang Stinnesbeck, Eberhard Frey und Marcelo Leppe Cartes / DFG Forschung
Stand: 27.11.2009