Die Erkennung der Virus-Bestandteile ist gewissermaßen ein Knackpunkt und gelingt den spezialisierten T-Zellen von außen nur dann, wenn sie vorher alle körpereigenen Strukturen kennengelernt haben – Priming. Dieser Prozess findet in der Thymus-Drüse statt und wird als Reifung der T-Zellen bezeichnet. Ähnlich wie bei Doppel-Null-Agenten durchlaufen die Killerzellen also einen Selektionsprozess und ein hartes Training, bevor sie zum Einsatz kommen.
95 Prozent bleiben auf der Strecke
Die Lizenz zum Töten darf nur an ausgewählte Agenten vergeben werden, und auf dem Weg bleiben 95 Prozent, beispielsweise autoreaktive T-Zellen, die sich gegen das eigene Regime richten, oder zu schwach reaktive T-Zellen, auf der Strecke. Das Immunsystem beruht auf den Grundprinzipien der Unterscheidung zwischen selbst und fremd – gut und böse – und der Erkennung beziehungsweise Wiedererkennung.
Die Bekämpfung viraler Infektionen, ein hochkomplexer Vorgang (auch wenn der Kampf manchmal nicht siegreich ist), macht deutlich, wie angepasst und spezifisch das menschliche Immunsystem ist und wie es anhand des Zusammenspiels vieler spezialisierter Zellen die allermeisten viralen Infektionen unter Kontrolle bringt. Der zeitliche Verlauf ist dabei oftmals von entscheidender Bedeutung.
007 lässt sich Zeit
Im Gegensatz zur Abfertigung durch Miss Moneypenny, einer schnellen, aber nicht spezifischen Immunantwort innerhalb weniger Stunden, benötigen Bond und Verbündete Tage, Wochen oder gar Monate. Und doch heißt es – wie in einem guten Hollywood-Streifen – am Ende: Stirb an einem anderen Tag.
Daphne Nikles und Robert Tampé / Forschung Frankfurt
Stand: 23.10.2009