Zahlreiche Industrie-, aber auch Schwellenländer fördern massiv den Umstieg auf das Elektroauto. Erst vor wenigen Wochen kündigte US-Präsident Barack Obama ein milliardenschweres Förderprogramm für die Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos an. Insgesamt 2,4 Milliarden US-Dollar wollen die USA in die Elektromobilität investieren. Weitere 2,4 Milliarden soll die amerikanische Industrie beisteuern.
Japan unterstützt die Arbeit an neuen Batterien für Elektroautos mit 200 Millionen Dollar. Zudem wollen die drei japanischen Autobauer Nissan Motor, Mitsubishi Motors und Fuji Heavy Industries mit dem Strombetreiber Tokyo Electric Power zusammenarbeiten und die notwendige Infrastruktur in Japan aufbauen. Auch China fördert gezielt die Elektromobilität: In den kommenden zwei Jahren finanziert die Regierung den Ausbau von mehr als zehn Pilotregionen mit etwa zwei Milliarden Euro. Dort sollen etwa 10.000 Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Bei Motorrollern setzt China schon seit Jahren auf den Elektroantrieb.
Auch Deutschland macht mit
Ehrgeizige Ziele hat auch die Bundesregierung: Sie möchte Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität machen. Im August verabschiedete das Kabinett den „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“, um die Forschung und Entwicklung, die Marktvorbereitung und die Markteinführung von batteriebetriebenen Fahrzeugen in Deutschland voranzubringen. Mit dem Konjunkturpaket II fördert die Regierung anwendungsorientierte Forschung in diesem Bereich mit 500 Millionen Euro.
„Um die volkswirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit vor allem im Automobilbau und auf den Gebieten Energieerzeugung und -speicherung zu erhalten und die internationale Entwicklung maßgeblich und nachhaltig mitzugestalten, muss Elektromobilität in Deutschland systematisch, ganzheitlich und unter dem Blickwinkel eines komplexen Systems vorangetrieben werden“, ist Professor Ulrich Buller, Forschungsvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, überzeugt. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat deshalb das Projekt „Systemforschung Elektromobilität“ aufgelegt, das der deutschen Automobilindustrie helfen soll, sich langfristig einen weltweiten Spitzenplatz auf diesem Feld zu sichern.
Konzertierte Aktion
Insgesamt 34 Fraunhofer-Institute arbeiten in dem Projekt mit. Die Bundesregierung unterstützt dieses Vorhaben: Das Konjunkturprogramm I enthielt für Fraunhofer bereits 14 Millionen Euro für Investitionen in die Elektromobilität. Jetzt stockt das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Förderung mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II auf 44 Millionen Euro auf, um das Thema voranzubringen. Den kontinuierlichen Austausch mit der Industrie gewährleistet ein Beirat, in dem Vertreter der Automobil- und Zuliefererindustrie, der Energieunternehmen sowie Elektromotor-Hersteller aktiv sind.
„Ziel der Fraunhofer Systemforschung Elektromobilität ist es, Wissen und Technologien entlang der ganzen Wertschöpfungskette und insbesondere an den Schnittstellen zu generieren und dann der Industrie nach Fraunhofer-Manier zur Verfügung zu stellen“, erläutert Professor Holger Hanselka. Der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF koordiniert das Gesamtvorhaben. „Schon seit einigen Jahren sind verschiedene Fraunhofer-Institute in der Elektromobilität aktiv. Sie entwickeln Batterien, Leichtbau-Werkstoffe, Leistungselektronik, Fahrzeugmodelle und die Logistik. Nun bündeln wir in einer konzertierten Aktion die Aktivitäten.“
Prototypen als offene Plattformen
In den kommenden zwei Jahren wollen die Forscher aber nicht nur die Technologie- und Komponentenebene vorantreiben, sondern auch zwei Elektrofahrzeug-Demonstratoren entwickeln: einen Pkw, den rein elektrisch angetriebenen „Frecc0“, sowie eine auch mit Strom betriebene Autotram. „Diese Prototypen sind als offene Plattformen und für Modellversuche unverzichtbar – nicht nur für die Entwicklung innovativer Technologien, sondern auch um zu verstehen, welche Systemanforderungen erfüllt werden müssen“, betont Hanselka.
Birgit Niesing / Fraunhofer-Magazin „weiter.vorn“
Stand: 09.10.2009