Phänomene

Und die Königsdisziplin?

Die ultimativ erreichbaren Rekorde im 100 Meter Lauf

Weltrekordhalter Usain Bolt nach dem Finale in Peking 2008 © CC 2.0

Wie aber sieht es in einer der „Königsdisziplinen“ der Leichtathletik aus, dem 100 Meter Lauf? Der Wirtschaftsmathematiker John Einmahl widmete diesem Wettbewerb sogar eine eigene Studie. Ursprünglich hatte er gemeinsam mit seinem Kollegen Jan R. Magnus im Jahr 2008 einen ultimativen Rekord von 9,29 Sekunden für die Männer errechnet. Ein fast schon fantastischer Wert angesichts des aktuellen Weltrekords von 9,58 Sekunden, den Usain Bolt bei der Leichtathletik-Weltmeisteschaft im August 2009 in Berlin aufstellte.

Aber wie stichhaltig war diese Prognose? Damals hatten die Forscher die Bestzeiten von Sportlern bis 2005 als Basis genutzt, damit allerdings beinhalteten die Daten auch die Ergebnisse aus der Ära des ungebremsten Anabolika-Doping in den 80er Jahren.

Neue Berechnung ohne Doping-Ära

Um der Sache auf den Grund zu gehen, schob Einmahl zusammen mit seinem Kollegen Sander Smeets im Juli 2009 eine weitere Studie nach, in der er gezielt die persönlichen Bestzeiten von Läufern zwischen Januar 1991 und Juni 2008 als Basis nahm. Den Startpunkt 1991 wählten die Forscher bewusst, um die durch Doping erzielten Zeiten auszuschließen. Wieder nutzten sie die Extremwerttheorie, um die in naher Zukunft und mit dem jetzigem Stand der Technik und der Trainingsmethoden erreichbaren ultimativen Bestzeiten zu ermitteln.

Weltrekordentwicklung der Männer im 100-Meter-Lauf © Klaus Jung / GFDL

9,51 oder sogar 9,21 Sekunden

Das Ergebnis: Für die Männer prognostizieren sie den ultimativen Weltrekord bei etwa 9,51 Sekunden, dies entspricht einer Laufgeschwindigkeit von immerhin 37,85 Kilometern pro Stunde. Damit hat sich der Abstand zum aktuellen Rekord von Usain Bolt gegenüber der Studie von 2008 deutlich verkürzt. Wenn die Wissenschaftler von dem in ihren Berechnungen ermittelten untersten Wert innerhalb des 95 Prozent Konfidenzintervalls ausgehen, könnte allerdings sogar ein ultimativer Wert von 9,21 Sekunden möglich sein. Dieses Intervall gibt die Spanne an, in der 95 Prozent aller Werte liegen. Dann wäre noch reichlich Luft nach oben drin.

Bei den Frauen liegt der aktuelle Weltrekord seit 1988 bei 10,49 Sekunden. Die heute unter Doping-Verdacht stehende Florence Griffith-Joyner erreichte ihn damals in Indianapolis. Der ultimative Rekord dagegen liegt nach Einmahl und Smeets bei 10,33 Sekunden und einer Geschwindigkeit von 34,85 Kilometern pro Stunde. Auch hier könnte der Rekord aber sogar bis 9,88 Sekunden heruntergehen, wenn die Untergrenze des 95-Prozent Konfidenzintervalls genommen wird.

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Stand: 13.08.2009

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Höher, schneller, weiter
Gibt es eine Grenze der sportlichen Höchstleistungen?

Wo liegen die absoluten Grenzen?
Extremwerttheorie hilft bei Ermittlung der ultimativen Weltrekorde

Und die Königsdisziplin?
Die ultimativ erreichbaren Rekorde im 100 Meter Lauf

2060 ist Schluss
Lässt sich das Erreichen der Leistungsgrenze zeitlich vorhersagen

Peking, Rom und Co.
Wie sind diese Rekordexplosionen zu erklären?

Alles nur Zufall?
Warum einige Bestleistungen der Wahrscheinlichkeit folgen

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