Säbelzahnkatzen kommen nach Ansicht vieler Menschen gleich nach dem Tyrannosaurus rex – zumindest wenn es um die gefährlichsten „Killermaschinen“ aller Zeiten geht. Aber stimmt dieser Mythos wirklich? Oder waren die Säbelzahnkatzen doch eher Schmusekätzchen, die zwar gefährlich aussahen, sich aber vor allem von Aas ernährten, wie manche Forscher vermuten?
Flinke Jäger
„Ich glaube, dass die Säbelzahnkatzen flinke Jäger waren, wie die heutige Katze. Das sieht man auch am Gebiss. Aber die Jagd auf Beutetiere erfordert sehr viel Energie und ich bin der Meinung, dass die Säbelzahnkatzen versuchten, anderen Raubtieren die Beute abzunehmen, wenn sich die Gelegenheit bot. Auch heute sieht man das bei manchen Raubtieren. In Zeiten der Knappheit könnten Säbelzahnkatzen auch Aas gefressen haben“, erklärt der niederländische Paläontologe Kees van Hooijdonk.
Imponieren, drohen oder töten?
Unklar war lange Zeit auch, wozu die bis zu 30 Zentimeter langen Eckzähne von Säbelzahnkatzen wie Smilodon im Kampf genau dienten. Hielten die Tiere damit nur ihre Beute fest? Oder wurden sie als dolchartige Waffen verwendet, die ihren Feinden tiefe Wunden zufügen konnten?
Manche Wissenschaftler gingen lange Zeit sogar davon aus, dass die monströsen Eckzähne weniger zum Beute machen, sondern eher zum Imponieren etwa bei der Partnersuche oder bei Drohgebärden gegenüber Artgenossen zum Einsatz kamen.
Löwen beißen besser
Doch welche der vielen Theorien und Spekulationen ist nun richtig? Wichtige Indizien für eine Antwort auf diese Frage haben vor kurzem australische und britische Wissenschaftler vorgelegt. Die Studie in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) im Jahr 2007 hat den Ruf der Säbelzahnkatzen als gefährlichste Raubkatze aller Zeiten ziemlich ins Wanken gebracht.
Die Forscher um Steve Wroe von der University of New South Wales und Colin McHenry von der University of Newcastle verglichen in mehreren Computersimulationen die Beißkraft von heute lebenden Löwen und einer Smilodon-Säbelzahnkatze. Mit einem für Smilodon äußerst vernichtenden Ergebnis: „Im Gegensatz zu seinem Image hatte Smilodon einen weichen Biss”, sagt der Paläontologe Wroe. „Er biss zu wie eine Miezekatze.”
„Digitale Crash-Tests“
Offensichtlich wurde dies bei „digitalen Crash-Tests“, die die Wissenschaftler an den Schädeln der beiden Tierarten durchführten. Bei den meisten konnte die berüchtigte Säbelzahnkatze mit dem heutigen König der Tiere nicht einmal ansatzweise mithalten. So war der Kiefer des Smilodon in den Modellrechnungen beispielsweise völlig damit überfordert, ein stark zappelndes Opfer längere Zeit festzuhalten. Löwen können dies bei einem Todesbiss über 20 Minuten und mehr.
„Wenn Smilodon in eine Beute gebissen hätte, die wild um ihr Leben kämpfte – wie das Löwen tun – hätte er gefährliche Verletzungen und vielleicht sogar Schädel- oder Zahnbrüche riskiert“, erklärt Wroe. Das Todesurteil für einen mächtigen Räuber, der zum Überleben auf regelmäßigen und reichlichen Fleischnachschub angewiesen ist.
Stand: 07.08.2009