In den 1970er Jahren verdächtigten Wissenschaftler die Zeit dafür, die endgültige Größe zu bestimmen. Mit anderen Worten: Hatte ein Riesenkürbis, der auf Gemüsewettbewerben präsentiert wird, mehr Zeit, um seine beeindruckenden Maße zu erreichen als sein normal großer Verwandter in der Einkaufstheke?
„Soweit es Tiere betrifft, lautet die Antwort nein“, sagt Teleman. „Das wissen wir von Experimenten mit der Fruchtfliege Drosophila melanogaster, deren Entwicklung sich durch eine Veränderung im Gen namens Minute verlangsamt. Die Larven der veränderten Tiere brauchen zwar drei Tage länger, bis sie ihre Metamorphose beginnen, am Ende sind sie aber genauso groß wie normale Fliegen. Die Zeit ist also nicht absolut entscheidend.“
Anzahl der Zelllteilungen als „Messinstrument“?
Auch die Idee, dass die Teilungen der Zellen auf unerklärliche Weise gezählt würden und ein Gewebe dadurch ein Messinstrument für seine Größe besäße, ließ sich nicht beweisen. „Als Forscher Teile der Organanlage, die später den Flügel der Fliege bildet, entfernten“, erläutert Teleman, „bemerkten sie, dass die verbliebenen Zellen den Verlust ausglichen, indem sie sich öfter teilten.“
Sie brauchten zwar mehr Zeit, doch durften sie sich solange vermehren, bis sich ein Flügel normaler Größe entwickelt hatte. Die Natur hält anscheinend nichts davon, sich unnötig festzulegen. Auch, wie die Zellen beschaffen sind, ist unwichtig – Experimente wiesen nach, dass wenige große genauso gut sind wie viele kleine – die Hauptsache ist, dass das Organ seine endgültige Größe erreicht.
Katja Reuter / einblick – Die Zeitschrift des Deutschen Krebsforschungszentrums
Stand: 31.07.2009