Phänomene

Das Maß aller Dinge

Versorgung mit Nährstoffen als begrenzender Faktor

Nach dem Ausscheiden von Zeit und Zellzahl blieb die Dimension als Maß der Größe übrig. Doch die Frage bleibt bis heute bestehen, wie Zellen und Gewebe diese wahrnehmen. Seither beschrieben Wissenschaftler in verschiedenen Zusammenhängen – in Leber oder Niere und bei der Entwicklung von Zähnen oder Federn – lösliche Moleküle, deren Identität mitunter noch rätselhaft ist. Jede Zelle, die entsteht, könnte einen solchen löslichen Zähler produzieren, der sich im Gewebe ansammelt und ab einer gewissen Konzentration die weitere Größenzunahme stoppt.

Rothunde jagen große Beute, wie hier einen Sambarhirsch - und stehen damit in Nahrungskonkurrenz zu Tiger und Leopard. © Khao Yai NP/CC-by-sa 2.0

Nährstoffversorgung entscheidend

„Was die Größe von Fliege und Mensch in jedem Fall beeinflusst“, sagt Teleman, „ist die Versorgung mit Nahrung.“ Er nimmt ein kleines Glasgefäß vom Tisch, das mit einem Stopfen verschlossen ist. Fruchtfliegen sitzen innen an der Glaswand und auf der bräunlichen Masse am Boden des Gefäßes. „So halten wir sie“, sagt er. „Wenn es ihnen darin zu voll wird, kann es passieren, dass die neue Fliegengeneration nur halb so groß ist wie die der Eltern. Die Versorgung mit Nährstoffen ist entscheidend, und die Reaktion des Körpers darauf, ob genügend Nahrung vorhanden ist oder nicht, wird durch Insulin vermittelt.“

Begrenzung auch bei Tumoren

Die begrenzte Versorgung mit Nährstoffen ist wahrscheinlich auch der einzige Faktor, der das Wachstum von Tumoren begrenzt. Solange genügend Nährstoffe vorhanden sind, „gibt es für einen Tumor keine endgültige Größe. Er ist eine Masse sich teilender Zellen, er wächst und wächst und wächst“, so Teleman. Krebs ist aber nicht allein die Folge ungebremsten Wachstums. „Zuerst einmal müssen Zellen entarten, um sich ungehemmt zu vermehren“, sagt Teleman. Er geht nicht davon aus, dass das Wachstum der wichtigste Schritt bei der Entstehung von Krebs sei. Mehrere Teilschritte müssten sich vollziehen, die anscheinend gleich wichtig seien.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter

Katja Reuter / einblick – Die Zeitschrift des Deutschen Krebsforschungszentrums
Stand: 31.07.2009

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Das Geheimnis der Riesen
Was steuert die richtige Größe von Lebewesen oder Zellen?

Der größe Mensch der Welt
Das Phänomen Riesenwuchs

Wer hat beim Wachsen das Sagen?
Spielräume über die Gene hinaus

Ist die Zeit schuld?
Weitere Kandidaten werden erforscht – und verworfen

Das Maß aller Dinge
Versorgung mit Nährstoffen als begrenzender Faktor

Das Problem mit den Kontrollmechanismen
Hürden und Sackgassen der Wachstumsforscher

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Mammuts - Eiszeitgiganten zwischen Mythos und Wiedergeburt