Mit zunehmend besserem Verständnis der Vorgänge in den Ozeanen haben auch die Erklärungen und damit die Entmystifizierung merkwürdiger Vorfälle zugenommen. Einer dieser erst in jüngster Zeit erforschten Gründe, wie beispielsweise Schiffe auf offener See in große Gefahr geraten und sogar sinken können, sind Gashydrate.
Mischung aus Gas und Wasser
Diese besonderen chemischen Erscheinungsformen bilden sich aus Gas und Wasser, und zwar dort, wo niedrige Temperaturen und großer Druck herrschen. Gas und Wasser werden so zu einem festen, kristallinen Stoff zusammengepresst. Die nötigen Bedingungen, um Gashydrate entstehen zu lassen, kommen beispielsweise in Permafrost-Gebieten vor, etwa 200 bis 1.000 Meter unter der Erdoberfläche, oder aber auch in 500 bis 2.000 Metern Tiefe in den Sedimenten an den Kontinentalhängen der Ozeane – wie in der westlichen Sargasso-See.
Hier ist durch die großen Mengen an Braunalgen auch genug organisches Material vorhanden, das bakteriell oder thermisch zersetzt werden kann. Denn nur so entsteht Methan, das in 90 Prozent aller Gashydrat-Vorkommen weltweit beteiligte Gas.
Wenn sich die Bedingungen in der Lagerstätte des Gashydrats ändern, löst sich die chemische Verbindung des Gashydrats, das bisher wie in einem Käfig von den Hydratmolekülen eingeschlossene Gas entweicht und löst sich im umgebenden Wasser. Ändern sich Druck und Temperatur aber abrupt, wie beispielsweise durch ein Seebeben, einen Vulkanausbruch oder tektonische Verschiebungen, kommt es zu einem so genannten Blowout, einem Gasausbruch.
Brausebläschen vom Meeresgrund
Dann steigen plötzlich Milliarden von Gasbläschen wie in einer Riesen-Brauseflasche vom Meeresboden auf. Die Dichte im aufsteigenden Sprudels ist dabei wesentlich geringer als die des umgebenden Wassers. Bill Dillon, ein Geologe beim Geologischen Dienst der USA, USGS, räumt ein, dass diess auch zum Sinken von Schiffen führen kann. „Absolut,“ so Dillon, „Wenn genug Gas aufsteigt, dass eine Art Schaum entsteht, dann hat der eine so geringe Dichte, dass das Schiff an Auftrieb verliert und nicht mehr schwimmt.“
Gleichzeitig hält der Geologe es jedoch für unwahrscheinlich, dass sich solche Gasausbrüche ausgerechnet in den letzten 550 Jahren, seit dem Beginn der Schifffahrt, im Bermuda-Dreieck ereignet haben sollen. „Der plötzliche Kollaps von Gashydraten ist vermutlich häufig am Ende der Eiszeit aufgetreten, als das Wasser der Ozeane in riesigen Inland-Eisschilden gebunden war und der Meeresspiegel niedriger war als heute. Dadurch nahm der Druck auf die Gashydrate am Meeresboden ab und es kam leichter zu einem Gasausbruch,“ so Dillon. „Das passierte aber so etwa vor 15.000 Jahren, als die Schiffe der höchstentwickelten Menschen noch nicht mehr waren als ausgehöhlte Baumstämme.“
Gesunken innerhalb von Minuten
Ein anderes Phänomen der Meere kann sogar direkt mit einem „Fall“ im Bermuda-Dreieck in Verbindung gebracht werden. Im März 1973 verschwanden spurlos zwei norwegische Frachter, die von Cape Henry an der Ostküste der USA auf dem Weg nach Europa waren. Von der „Norse Variant“ konnte lediglich ein Besatzungsmitglied gerettet werden, die „Anita“ verschwand komplett, ohne auch nur einen Notruf abzusetzen.
Die Norwegische Marine-Akademie in Oslo hat den Fall der beiden Schiffe untersucht und kam zu dem Schluss, dass mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest die „Anita“ von einer so genannten Freak Wave, einer Riesenwelle, getroffen worden war und innerhalb von Minuten im Meer versank.
Für Riesenwellen prädestiniert
Diese besonders großen Wellen können bis zu 40 Meter hoch werden und entstehen unter speziellen Bedingungen. Einige Meeresgebiete sind nach Angaben von Wissenschaftlern besonders für das Auftreten von Monsterwellen prädestiniert. Dazu gehört neben dem Golf von Alaska oder dem Gebiet südöstlich von Japan auch die Sargasso-See östlich von Florida – das Bermuda-Dreieck.
Die Ursachen für Freak Waves sind noch nicht ganz geklärt. Sicher scheint aber, dass bestimmte Meeresströmungen gepaart mit Sturmwellen aus entgegengesetzten Richtungen zum allmählichen „Aufschaukeln“ der Riesenwellen beitragen können. Der Golfstrom, der einen Teil des Bermuda-Dreiecks durchfließt, könnte daher auch eine Ursache für die häufigen Schiffsunglücke in dieser Gegend sein.
Stand: 26.06.2009