Berühmt ist die Kupfermine Chuquicamata in Chile für ihre enorme Größe und die rund 30 Millionen Tonnen Kupfer, die dort bis jetzt abgebaut worden sind. Berüchtigt ist der Tagebau dagegen für die gewaltigen Abraumhalden, die in der Region die Landschaft verunzieren.
Sie sind aufgehäuft worden, weil bei der Kupfergewinnung große Mengen an wertlosem, „taubem“ Gestein anfallen. So gewinnt man aus 1.000 Tonnen Erz gerade mal fünf Tonnen Kupfer. Der Rest muss so billig wie möglich irgendwo gelagert werden. Warum dann nicht gleich an einer „günstigen“ Stelle in der Nähe – denken sich offenbar zumindest die Bergwerksbetreiber. Entstanden ist dabei in Chuquicamata ein riesiger künstlicher Berg, der unter dem Namen „La torta“, die Torte, bekannt ist.
Codelcos Versagen
Zu den wenigen Bewohnern mit Blick auf La Torta gehörten Jahrzehnte lang auch tausende Arbeiter der Mine, die im gleichnamigen Ort Chuquicamata (Chuqui) am Rande der Grube lebten. Im Jahr 2004 wurden sie schließlich in die 15 Kilometer entfernte Kleinstadt Calama umgesiedelt. Dafür gab es zwei Gründe. Zum Einen sind auch im Untergrund des ehemaligen Städtchens größere Kupferlagerstätten entdeckt worden, die in den nächsten Jahren abgebaut werden sollen.
Zum Anderen war die Umweltverschmutzung in der Nähe der Mine so groß, dass ein weiteres Verbleiben in der alten Heimat als unmöglich angesehen wurde – letztlich sogar von den Betreibern der Mine, dem staatseigenen Unternehmen Corporacion Nacional del Cobre de Chile, kurz „Codelco“.
Arsen und noch viel mehr
„Die Verschmutzung ist fürchterlich. Besonders das Arsen, es juckt am ganzen Körper. Bei zu viel Arsen in der Luft erkranken die Kinder, und im Radio wird gewarnt, die Häuser nicht zu verlassen. Auch die Menschen mit Herzproblemen leiden“, beschrieben zwei ehemalige Bewohner von Chuquicamata in einem Film des NDR-Fernsehens die Situation vor der Umsiedlung.
„Es ist sehr ungesund, hier in Chuqui zu leben. Die da oben sollen sich nicht damit herausreden, dass durch den Umzug dem chilenischen Staat zu Große Unkosten entstehen würden. Die Leute, die hier weggehen, die leben ja nicht sehr lange. Das ist die Realität der Kontamination. Die Chefs und Manager, die in Santiago wohnen, die sollen doch mal eine Zeit hier leben!“, so Ruben Maurizio Saez Pereira und seine Frau, Margarita del Carmen weiter.
Feinstaub und gefährliche Abwässer
Schuld an der enormen Umweltverschmutzung sind neben den gewaltigen Feinstaubwolken, die bei beim Kupferabbau entstehen und die oft die ganze Region mit einem giftigen Schleier bedecken, vor allem die Überbleibsel gesundheitsgefährdender Abwässer. Bedrohlich sind vor allem Arsen und einige andere Chemikalien. Sie fallen unter anderem bei der Kupferaufbereitung an und verseuchen nicht nur die Böden sondern reichern sich auch in der Luft an.
Bei solchen Bedingungen überrascht es nicht, dass sich bei den Einwohnern von Chuquicamata Krankheiten wie Krebs häuften. Ob durch die Umsiedlung alle gesundheitlichen Probleme der Minenarbeiter und ihrer Familien gelöst sind, bleibt fraglich. Denn zumindest während ihrer Tätigkeit im Tagebau sind sie noch immer stundenlang den widrigen Bedingungen ausgesetzt.
Ohne Kupfer keine Handys
Ein überdimensionales Loch, künstliche Berge, vergiftete Landschaften: Chuquicamata gilt als Prototyp für eine Umgestaltung der Erde, die weder auf Mensch noch Natur Rücksicht nimmt. Und das alles für ein Metall, ohne dass unsere moderne Gesellschaft undenkbar wäre. In den letzten 30 Jahren hat sich der Kupferbedarf mehr als verdoppelt – dank dem Boom bei Handys, PCs und anderen elektrischen und elektronischen Geräten.
Stand: 12.06.2009