Garzweiler I und II: 11,4 Quadratkilometer (km2) Fläche, in Betrieb; Goitzsche: 60 km2 groß, stillgelegt; Dreiweibern: 35,8 km2, ebenfalls geschlossen. Dies sind nur drei Beispiele für Braunkohlentagebaue, die die Landschaft in Deutschland nachhaltig verändern oder bereits vor langer Zeit verändert haben.
Nicht nur die Natur – Wiesen, Wälder oder Seen einschließlich der dort heimischen Tiere und Pflanzen – ist davon betroffen, sondern auch der Mensch. Denn fast ebenso lang wie die Aufstellung der vertriebenen Arten, ist die Aufstellung der „abgebaggerten“ Siedlungen, wie man in der Fachsprache sagt.
Umsiedlung inlusive
In der Lausitz wurden bisher über 80 Orte und Gemeindeteile Opfer der Tagebaue. Und im Rheinischen und im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier mussten, Massenprotesten zum Trotz, unter anderem Garzweiler, Lürken, Rundstedt oder Markkleeberg den Schaufelradbaggern weichen – eine Liste ohne Ende. Denn auch in näherer Zukunft wird der Abbau weitergehen. In Deutschland ist Braunkohle immer noch entscheidend an der Primärenergieerzeugung beteiligt und, nicht zuletzt, reichlich vorhanden. Im Boden schlummern bei uns nach Angaben des Bundesverbandes Braunkohle noch 40,6 Milliarden Tonnen wirtschaftlich gewinnbare Vorräte.
Doch um an die relativ flach unter der Erdoberfläche lagernden Kohleflöze heranzukommen, muss zunächst die Deckschicht und damit die Landschaft großflächig abgetragen werden. Beispiel Tagebau Hambach in Nordrhein-Westfalen. Zwischen Elsdorf, Niederzier und dem Forschungszentrum Jülich gelegen, ist dies Deutschlands zurzeit größter Tagebau. Fast 400 Meter in die Erde haben sich die gewaltigen Maschinen hier bereits vorgefressen.
Die größten Bagger der Welt
Kein Wunder, denn dort arbeiten die größten Bagger der Welt: 240 Meter lang, 96 Meter hoch und 13.500 Tonnen schwer. Sie bauen täglich 240.000 Tonnen Kohle oder Gestein ab. Zum Vergleich: Damit könnte ein normales Fußballstadion 30 Meter hoch zugeschüttet werden. Jährlich springen 40 Millionen Tonnen des braunen Goldes für den Betreiber, RWE Power, heraus. Und das noch bis 2040.
Unvorstellbar ist aber auch der Abraum in Hambach. Fast 300 Millionen Tonnen davon fallen im Jahresverlauf an. Ein großer Teil davon wird anschließend in einem bereits „abgeernteten“ Bereich des Tagesbaus eingelagert. Dort, wo jetzt Schaufelradbagger, Förderbänder und Bergleute wirbeln, existierte früher unter anderem ein ausgedehntes Waldgebiet, der Hambacher Forst. Mittlerweile sind große Teile des ehemals 5.500 Hektar großen Gebietes für immer verschwunden. Ihre Heimat verloren haben aber auch bereits über 5.000 Bewohner der Tagebauregion. So wurden die Dörfer Etzweiler und Lich-Steinstraß komplett umgesiedelt und erhielten in der Nähe ein neues Zuhause – soziale Probleme inklusive.
Versiegende Quellen, absackende Orte, Bergschäden
Auswirkungen hat der Tagebau aber nicht nur auf die Betriebsfläche selbst, sondern auch auf benachbarte Regionen. Denn da die Braunkohle meist deutlich unter dem Grundwasserspiegel liegt, muss dieses ständig abgepumpt werden. Folge: Quellen in der Nachbarschaft versiegen, Orte und Landschaften sacken ab, Bergschäden.
Doch warum werden angesichts solcher Nachteile Tagebaue wie in Hambach überhaupt genehmigt? Möglich macht das das deutsche Bergrecht, nach dem das Bergwerkseigentum beim Staat, und nicht beim Grundeigentümer liegt. So heißt es in einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen vom 21.12.2007: „Die Zulassung des Rahmenbetriebsplans für den Braunkohlentagebau Garzweiler I/II, der mit der Umsiedlung zahlreicher Menschen verbunden ist, greift grundsätzlich nicht in den Schutzbereich des Artikels 11 Grundgesetz (GG) (Recht der Freizügigkeit) oder des Artikels 2 Absatz 2 GG (Freiheit der Person) ein; die Umsiedlung ist im Sinne von § 48 Absatz 2 Satz 1 Bundesberggesetz mit öffentlichen Interessen vereinbar.“
Steinkohle aus der Neuen Welt
Während in Deutschland nur Braunkohle in offenen Gruben gefördert wird, sieht das beispielsweise in den USA aufgrund unterschiedlicher geologischer Bedingungen ganz anders aus. Im Nordosten des Bundesstaats Wyoming, im Powder River Basin, befinden sich besonders ergiebige Steinkohle-Vorkommen nahe der Oberfläche. Die gewaltigen Kohleflöze sind zum Teil mehr als 50 Meter dick und bis zu 66 Millionen Jahre alt.
Der Kohleabbau erfolgt deshalb dort meist im Tagebau. Eine der größten Kohleminen in Wyoming ist der Peabody Energy’s North Antelope Rochelle Komplex, der sogar von der International Space Station (ISS) problemlos zu sehen ist. Die Steinkohlenflöze erkennt man als dünne schwarze Linien in den offenen Minen.
Problem Abraum?
Mal sind sie größer, mal etwas kleiner: Gewaltige Gruben entstehen bei der Förderung von vielen Rohstoffen. Doch was passiert eigentlich mit den vielen entstandenen Löchern? Oder mit den anfallenden Massen an wertlosem und störendem Abraum?
Stand: 12.06.2009