Schlechte, weil ungleichmäßige Isolierung, zu hohe Spannung, ein zu geringer Querschnitt für die gewaltige Länge – Gründe für das schnelle Versagen des ersten Transatlantikkabels gibt es viele. Werner von Siemens kommt zu dem Schluss, dass die Seekabel gelegt wurden, „bevor noch die wissenschaftliche und technische Grundlage für dieselben feststand. (…) Man begnügte sich damit, zu konstatieren, dass Strom durch die Leitung ging und die telegraphischen Instrumente befriedigend arbeiteten.“
Sieben Jahre lang dauert es schließlich bis nach einigem Experimentieren und intensiver Forschung die technischen Probleme gelöst und die wissenschaftlichen Hintergründe in Sachen Seekabel erforscht sind. Doch es mangelt noch an einem geeigneten Schiff, das beim nächsten Versuch den Atlantik zu queren, die Kabellast von 9.000 Tonnen tragen kann.
Pioniere der Telekommunikation
Cyrus W. Field stößt bei seiner Suche schließlich auf das mit 211 Meter Länge größte Schiff der Welt, ein ausrangierter Passagierdampfer, der sowohl über Schaufelrad- und Schrauben- als auch über Segelantrieb verfügt. Die Great Eastern wird von Field gechartert, nachdem die erforderlichen Umbauten vorgenommen sind.
1865 geht es damit schließlich erneut auf große Fahrt, um das ersehnte Seekabel auf den Boden des Atlantiks auszulegen. Doch wieder holt das Pech die Pioniere ein. Rund 500 Kilometer vor der Küste Neufundlands sorgt ein Bedienungsfehler an der Maschine, die das Kabel abrollt, dafür, dass dieses reißt und in den Fluten versinkt – Mission gescheitert.
Doch Field und sein Team haben immer noch nicht genug. Ein neues Kabel muss her und sie bekommen es. 1866 gibt es dann endlich den ersehnten Erfolg: Die Besatzung der Great Eastern stellt die heiß ersehnte Verbindung zwischen Irland und Neufundland her. Eine Leistung, die der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig in einem seiner Bücher als „Sternstunde der Menschheit“ bezeichnet. Die Zeiten, in denen es Tage oder Wochen dauerte bis eine Nachricht den Weltozean überquert hatte, sind ein für alle Mal vorbei.
Kabel über Kabel
Das erste dauerhaft funktionstüchtige Transatlantikkabel ist der Auslöser für viele weitere Projekte dieser Art. Schon wenige Jahre nach der Jahrtausendwende gibt es bereits mehr als zehn solcher Verbindungen zwischen Europa und Nordamerika sowie nach Afrika. Und auch Telegrafenleitungen, die die anderen Kontinente miteinander verbinden lassen nicht lange auf sich warten. Die Welt rückt was die Kommunikation betrifft immer enger zusammen.
Mitte des 20. Jahrhunderts kommt es dann zum nächsten Entwicklungsschub: Seekabel mit eingespleißten Verstärkern machen auch das Abwickeln von Telefongesprächen möglich. Die erste transatlantische Fernsprechverbindung wird 1956 freigeschaltet.
Stand: 08.05.2009