Das weltweit längste Seekabel Sea-Me-We 3 war im November 2000 betroffen, FLAG Europe Asia (FEA) Cable und Sea-Me-We-4 im Januar 2008, und gleich neun Datenhighways beim Taiwan–Beben am 2. Weihnachtstag 2006 – Störfälle und Defekte bei Seekabeln, und damit Krisen im internationalen Datenverkehr, sind viel häufiger als man denkt.
Doch wie entdeckt man einen solchen Schaden? Und wie kann man ein kaputtes Seekabel reparieren, das manchmal mehrere tausend Meter unter der Wasseroberfläche am Meeresboden liegt?
Kabelwächter im Einsatz
Immer dann, wenn es irgendwo auf der Welt zu einem Kabelcrash kommt, schrillen die Alarmglocken. Und zwar bei Ingenieuren und Technikern, die an internationalen Kontrollpunkten an Monitoren sitzen und den ordnungsgemäßen Zustand der Seekabel überwachen. Eine dieser Kabel-Feuerwehren ist in der ostfriesischen Küstenstadt Norden stationiert. Im Competence Center Submarine Cables (CCSC) der deutschen Telekom (früher Seekabelendstelle) kontrolliert ein mehr als 40-köpfiges Team zehn der wichtigsten Seekabel mit insgesamt 70.000 Kilometer Länge. Ernst wird es dort, wenn es piept.
„Dieses akustische Signal bekommen wir, wenn irgendwas bei uns ausfällt. Sei es eine Verbindung, eine Seekabelkomponente, egal was. Sobald eine Unregelmäßigkeit in der Technik auftaucht, bekommen wir einen solchen Alarm. Es rennt also innerhalb von Sekunden jemand zu solch einem Bildschirm und holt sich die erste Information, um dann auch weiter aktiv zu werden“, erklärt der Leiter des CCSC Jürgen Ridder in einer Radiosendung von SWR 2.
„Also dieser harmlose Alarm verursacht doch eine ganze Menge an Nervosität. Der Alarm ist im gesamten Gebäude zu hören bis in die Toiletten. Es gibt also keinen Ort, vor dem man sich vor diesem Alarm flüchten könnte“, so Deutschlands oberster Kabelwächter weiter.
Datenumleitung geht vor
Ridder und seinen Männern bleiben dann gerade mal zwanzig Minuten Zeit um die Situation zu diskutieren und ihre Schlussfolgerungen zu ziehen. Denn es ist nicht die Fehlersuche und –ortung die drängt, sondern der Stau im Datenverkehr. Innerhalb einer Stunde nach dem Alarm müssen die Umleitungen auf andere Kabel geschaltet sein, um die schlimmsten Auswirkungen für Wirtschaft, Politik und jeden einzelnen Bürger zu begrenzen.
Erst dann macht sich das CCSC daran, die Störung mithilfe von Messungen zu lokalisieren. Ist sie gefunden, wird ein Reparaturschiff auf die Reise geschickt. Auch hier gibt es penible Vorgaben: Innerhalb von 24 Stunden nach der Entdeckung des Kabelfehlers muss dies laut den geltenden Verträgen geschehen.
Tauchroboter und Tiefseeangeln
Im Zielgebiet angekommen, müssen die Experten an Bord dann erst einmal mit elektronischen Hilfsmitteln die beschädigte Stelle finden. Anschließend analysiert ein Tauchroboter die Lage vor Ort und das defekte Kabel wird mit Spezialankern geangelt und an die Wasseroberfläche gebracht. „Ein harter Bruch deutet auf einen Anker hin, bei langen Schleifspuren, wenn der Stahlmantel aus dickem Draht nach und nach zerquetscht und abgeschert wird, war es ein Schleppnetz“, erklärt der CCSC-Fachmann Heinz Stegemann 2007 in der Online-Ausgabe der FAZ.
Auf dem Schiff erfolgt schließlich auch die eigentliche Reparatur. Jede Glasfaser wird wieder sorgfältig und präzise verschweißt und auch die Kabelisolierung erneuert. Erst nach einem ausführlichen Funktionscheck ist die Arbeit des Notfallteams getan und das Kabel kann an seinen Bestimmungsort zurück. Alles in allem kann ein solcher Einsatz schon mal mehrere Wochen dauern – und so lange bleibt auch der Datenverkehr gestört, schleichende Internetverbindungen inklusive.
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Stand: 08.05.2009