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Um die Viren für ihren Kampf gegen Krebszellen aufzurüsten, statten die molekularen Ingenieure des Deutschen Krebsforschungszentrums ihre Konstrukte mit zusätzlichen Genen aus, etwa solchen, die infizierte Tumorzellen in den programmierten Selbstmord, die Apoptose, treiben. Oder sie fügen Gene hinzu, die Tumorzellen für die körpereigenen Abwehrspezialisten markieren, sodass diese entschiedener gegen die Krebszellen vorgehen können. Man kann den Viren auch Erbanlagen mitgeben, die unschädliche Wirkstoffvorstufen im Innern der Tumorzelle in tödliche Gifte verwandeln.
Der Möglichkeiten gibt es viele, das Ziel des Aufrüstens der Viren mit zusätzlichen „therapeutischen Genen“ bleibt stets gleich: Die Tumorzellen sollen sterben.
Einsatz in der Klinik
Erste klinische Studien in den USA, bei denen Patienten onkolytische Adenoviren verabreicht wurden, die vermehrungsfähig waren, haben gezeigt, dass die Nebenwirkungen tolerierbar sind. Dennoch ist es notwendig, die Viren weiterhin zu verbessern. Genau daran arbeiten die Wissenschaftler des Krebsforschungszentrums. Sie wollen die umgebauten Helfershelfer zunächst zur Therapie des Schwarzen Hautkrebses nutzen. Dazu arbeiten sie mit der Hautklinik des Universitätsklinikums unter Leitung von Professor Alexander Enk zusammen.
Die neu entwickelten onkolytischen Adenoviren sollen künftig in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg getestet werden. Die Vision der Forscher ist eine ganze Flotte maßgeschneiderter Viren, aus der sich Zerstörer auswählen lassen, die je nach Bedarf gegen spezielle Tumorarten vorgehen – genauso gezielt und „erfolgreich“, wie Aidsviren Immunzellen oder Hepatitisviren Leberzellen infizieren und zerstören. Ihrem Ruf, nur schlechte Nachrichten zu überbringen, blieben die Viren nach wie vor treu – nur diesmal träfe es ausnahmsweise einmal die Richtigen.
Claudia Eberhard-Metzger / einblick – Die Zeitschrift des Deutschen Krebsforschungszentrums
Stand: 17.04.2009