Wenn weder Tsunami noch Vulkanausbruch an der Sintflut schuld waren – was war es dann? Eine weitere mögliche Antwort auf diese Frage entdeckten Wissenschaftler im Jahr 1932 mitten in der arabischen Wüste. Am Rand der lebensfeindlichen Rub al-Khali, der größten Sandwüste der Erde, stießen sie auf die Überreste eines Meteoriten. Die Schätzungen datierten ihn auf ein Alter von rund 4.000 Jahren, er musste demnach ungefähr im Jahr 2.000 v. Chr. eingeschlagen sein – so jedenfalls die damalige Annahme.
Klimaänderung durch Meteoriteneinschlag?
In den 1990er Jahren untersuchten die amerikanischen Geologen Jeff Wynn und Eugene Shoemaker erneut die Einschlagstelle. Vom Sand bedeckt identifizierten sie drei Kraterringe von 116, 64 und elf Metern Durchmesser, Spuren des Einschlags in Form von Auswurf und Gesteinsglas erstreckten sich sogar über nahezu einen Kilometer. Aus der Größe der Krater errechneten die Geologen eine Masse des Meteoriten von mindestens 3.500 Tonnen und eine Einschlagenergie, die zehn bis zwölf Kilotonnen TNT und damit in etwa der Stärke der Atombombe von Hiroshima entsprach. Ein solcher Einschlag hätte möglicherweise genügend klimatische Änderungen in Mesopotamien und bis in den Mittelmeerraum erzeugen können, um die biblischen „40 Tage Regen“ zu erklären.
Aber leider stellte sich bei der neuerlichen Untersuchung auch heraus, dass die ursprüngliche Datierung komplett daneben lag. Statt 4.000 Jahre war der Meteorit nur zwischen 135 und 450 Jahre alt – und damit definitiv kein Kandidat für eine frühgeschichtliche Sintflut.
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Monsun im Nahen Osten
Im Jahr 2003 aber gewann die Theorie einer Klimaänderung als Sintflutauslöser wieder an Boden: Geowissenschaftler des DFG-Forschungszentrums Ozeanränder stießen damals bei der Untersuchung von Sedimentbohrkernen aus dem Roten Meer auf verräterische Indizien: Die Ablagerungen deuteten darauf hin, dass das Oberflächenwasser des Meeres zwischen 7.000 und 4.500 v. Chr. deutlich salzärmer war als heute. Wie konnte es dazu gekommen sein? Die naheliegendste Erklärung waren starke und anhaltende Regenfälle. Während die Gegend heute und auch vor dieser Periode sehr trocken ist, musste während dieser 2.500 Jahre ein deutlich feuchteres Klima geherrscht haben.
Als weitere Untersuchungen an fossilen Pollen und Höhlenablagerungen in Israel ebenfalls Hinweise auf eine feuchte Ära ergaben, zogen Helge Arz und Frank Lammy eine weitreichende Schlussfolgerung: Ihrer Ansicht nach herrschte in dieser Zeit ein regelrechtes Monsunklima, mit starken, periodisch auftretenden Regenzeiten ähnlich wie heute in Indien. Die biblischen 40 Tage Regen und darauffolgende große Überschwemmungen könnten sich damit durchaus erklären lassen.
Doch die Monsuntheorie erhielt nur wenig später starke Konkurrenz.
Stand: 03.04.2009