Bislang haben Wissenschaftler Sonneneruptionen und die daraus resultierenden Massenauswürfe nur aus Erdnähe beobachtet. Aus diesen Beobachtungen wissen sie jedoch, dass diese unterschiedlich häufig vorkommen: Zu Zeiten des alle elf Jahre wiederkehrenden Aktivitätsminimums der Sonne sind sie eher selten und treten im Mittel alle zwei Wochen auf, während der dazwischen liegenden Aktivitätsmaxima können allerdings mehrere Eruptionen an einem Tag ausgelöst werden.
Ein Manko der bisherigen Beobachtungen war, dass sie vor allem die Eruptionen auf der Sonnenperipherie erfassten, die dann mehr oder weniger im rechten Winkel zur Erde beschleunigt wurden. Massenauswürfe, die auf die Erde zurasten, ließen sich nur schlecht gegen den alles überstrahlenden Sonnenhintergrund beobachten.
Vor und hinter der Erde
Hier bringt die STEREO-Mission eine entscheidende Verbesserung. Die Mission besteht aus zwei Sonden, die die Sonne in der Ebene der Ekliptik auf leicht unterschiedlichen Umlaufbahnen umkreisen, eine etwas schneller, die andere etwas langsamer als es der Bahngeschwindigkeit der Erde entspricht. Von der Sonne aus gesehen entfernen sich die Sonden so im Mittel von der Erde um etwa 22 Grad pro Jahr. Mit zunehmendem Abstand bieten sie somit einen Blick auf die Sonne und den umgebenden Weltraum aus zwei unabhängigen Betrachtungswinkeln.
Beide Sonden sind mit EUV-Teleskopen und Weißlichtkoronagraphen ausgestattet, welche die Sonne und ihre Umgebung bis zur Erdbahn beobachten. Diese Aufnahmen aus den verschiedenen Blickwinkeln ermöglichen zum ersten Mal eine dreidimensionale Rekonstruktion der beobachteten Strukturen auf der Sonnenoberfläche, in der Sonnenkorona und in der umgebenden Heliosphäre.
Richtung von solaren Gasausbrüchen
Die Sonde wird auch Massenauswürfe und ihre Ausbreitungsrichtung zum ersten Mal dreidimensional erfassen. Daruas können die Forscher zuverlässige Prognosen erstellen, die zeigen, ob sich die Flares auf die Erde zu bewegen. Eine typische Zeitspanne von zwei Tagen, die die Gaswolke benötigt, um die Erde zu erreichen, gibt den Betreibergesellschaften von Satelliten genügend Zeit, Vorkehrungen zum Schutz der empfindlichen Elektronik ihrer Satelliten zu treffen.
Aus dem Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft; Bernd Inhester, Thomas Wiegelmann / Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung
Stand: 05.12.2008