Phänomene

Auch Makis können Winterschlaf

Tropische Halbaffen überdauern schlummernd die Trockenzeit

Würde man eine Top 10 der bekanntesten Winterschläfer aufstellen, gehörten Siebenschläfer, Igel, Murmeltiere oder Hamster ganz sicher dazu. Aber Affen?! Die leben doch zumeist in viel wärmeren Gefilden und haben ein solches Verhalten gar nicht nötig. Doch wer das glaubte, der wurde im Juni 2004 durch eine Studie im Wissenschaftsmagazin „Nature“ eines Besseren belehrt.

Denn dort zeigten Forscher um Professor Gerhard Heldmaier und Kathrin H. Dausmann vom Institut für Tierphysiologie der Universität Marburg, dass es sehr wohl einen Primaten gibt, der in den Winterschlaf fällt – und noch dazu in den Tropen.

Fettschwanzmaki © Kathrin H. Dausmann

Seidiges Fell und Ringe um die Augen

Dabei handelt es sich um den auf Madagaskar lebenden Fettschwanzmaki Cheirogaleus medius. Der nachtaktive, zu den Lemuren zählende Halbaffe ist bekannt für sein weiches und seidiges Fell und für die pechschwarzen Ringe um die Augen.

Heldmaier und Dausmann – die Biologin forscht mittlerweile an der Universität Hamburg – entdeckten damals erstmals, dass diese Tiere in der kühleren, nahrungsarmen Trockenzeit zwischen Oktober und April eine siebenmonatige Ruhephase einlegen. Wobei kühler hier relativ ist, denn die Außentemperaturen sind auch in dieser Zeit noch eher angenehm als winterlich: 6 bis 35°C herrschen dann. Ziel der Makis: Energie sparen. Um gut vorbereitet zu sein für das Leben auf „Sparflamme“, legen sie vorher vor allem im Schwanz umfangreiche Fettdepots an.

Durchschlafen als besondere Fähigkeit

Sicher in einer Baumhöhle oder in einem Wurzelstock versteckt, schalten die Makis während ihres Winterschlafs die Wärmeregulation vollständig ab und passen die Körpertemperatur den Witterungsbedingungen an. Telemetrie- und Wärmesensoren, mit denen die Tiere bestückt waren, offenbarten, dass die „Fieberkurve“ im Inneren der Makis so in kürzester zwischen 10°C und 35°C hin- und herpendeln kann.

Und noch eine erstaunliche Fähigkeit der Fettschwanzmakis fiel den Wissenschaftlern auf: Die Tiere schlafen anders als fast alle anderen Winterschläfer durch – vorausgesetzt tropische Temperaturen in der Umgebung lassen die Körperwärme alle paar Tage auf mehr als 33°C ansteigen.

Nicht nur eine Reaktion auf Kälte

Die Wissenschaftler kommen in ihrer Studie deshalb zu dem Schluss: „Bislang hielt man den Winterschlaf immer für eine Reaktion auf Kälte. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass er auch ohne Kälte möglich ist, da der Stoffwechsel selbst bei hoher Körpertemperatur auf Sparflamme geschaltet werden kann.“

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Inhalt des Dossiers

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