Reputation hilft nicht nur, Kooperation in anonymen Gruppen zu ermöglichen. Sie kann noch mehr, sie löst die tragedy of the commons, die Tragik des Gemeingutes auf. Unter Wirtschaftswissenschaftlern ist das Phänomen mit dem pathetischen Namen, den 1968 der Ökologe Garret Hardin geprägt hat, bestens bekannt: Es besagt, dass ein gemeinsam genutztes Gut innerhalb weniger Spielrunden zusammenbricht, weil es von den Spielern gnadenlos ausgebeutet wird.
Auch wenn die Spieler anfangs kooperieren, setzen sich irgendwann die Eigeninteressen gegen das Gruppeninteresse durch. Dieses Spiel erklärt Zustände in der realen Welt, die jedem bekannt sind, ob die Ausbeutung der Fischbestände in den Weltmeeren oder das globale Klimaproblem.
Im Rahmen sogenannter public goods games, den Spielen um ein öffentliches Gut, wollen die Forscher herausfinden, wie sich dieses Dilemma zwischen Eigen- und Gruppeninteresse auflösen lässt. Dabei werden beispielsweise vier Spieler gefragt, ob sie bereit sind, jeder einen Euro in einen Gemeinschaftstopf einzuzahlen. Dann verdoppelt der Versuchsleiter die Summe im Topf und verteilt sie wieder gleichmäßig auf alle vier Spieler – unabhängig davon, ob sie wirklich etwas eingezahlt haben oder nicht.
Haben alle eingezahlt, bekommt jeder zwei Euro zurück, würde also einen Euro Gewinn erzielen. Zahlt aber nur ein einziger Spieler nicht ein, bekommt jeder nur noch 1,50 Euro heraus. Das bedeutet einen Nettogewinn von 1,50 Euro für den unkooperativen Spieler, den Trittbrettfahrer, und lediglich 50 Cent für jeden kooperativen Spieler. Jeder erhält am Ende seinen Kontostand bar ausgezahlt.
Normalerweise beginnen solche Experimente sehr kooperativ, doch binnen weniger Runden bricht die Kooperation zusammen und niemand investiert mehr in das Gemeinschaftsgut. „Und das passiert immer, sobald dieses Spiel gespielt wird“, sagt Milinski.
Marcus Anhäuser / MaxPlanckForschung
Stand: 06.06.2008