Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Pan troglodytes
Körpergröße: Männchen bis 1,70 Meter, Weibchen kleiner
Armlänge: Etwa das Eineinhalbfache der Körperlänge
Körpergewicht: Männchen bis 60-90 Kilogramm, Weibchen zwischen 30 bis 47 Kilogramm
Höchstalter: Rund 40 Jahre, in Gefangenschaft bis 53 Jahre
Natürliche Feinde: Leoparden und Löwen
Ernährung: Allesfresser
Verbreitung: Tropische Regenwälder und Baumsavannen Zentral-, Ost- und Westafrikas
Vermehrung: Nach Erreichen der Geschlechtsreife mit sechs bis zwölf Jahren bringt ein Schimpansenweibchen nach mehr als sieben Monaten Tragzeit ein einzelnes Jungtier zur Welt
Bestand: Nach großzügigen Schätzungen rund 200.000 Tiere
Friedlich wirkt die Szenerie, wenn Schimpansen in familiären Grüppchen zusammenhocken und sich beim so genannten Grooming stundenlang gegenseitig das Fell pflegen. Fürsorglich befreien sie sich dabei von lästigem Ungeziefer und Hautschüppchen. Rührend kümmern sich derweil halbstarke, neugierige Gruppenmitglieder um den Nachwuchs der Weibchen.
Doch dahinter steckt knallhartes Kalkül. Der Nachwuchs wird nur scheinbar umsorgt, um ihn in einem unachtsamen Moment der Mutter zu entreißen und vorsätzlich zu Töten. Motive gibt es viele: Eifersucht, der falsche Kindsvater oder späte Rache.
Mord und Totschlag
Die Wahrheit ist traurig, ja (beinahe) menschlich. Schimpansen missbrauchen ihre Intelligenz zum „organisierten Verbrechen“. So werden politische Koalitionen zwischen rangniederen Gemeinschaftsmitgliedern geschmiedet, um eine höhere Machtposition in der Gruppe einzunehmen oder die bestehende, gesellschaftliche Stellung zu stärken.
Von Zeit zu Zeit gehen kleinere Gruppenverbände auf die Jagd. Das Beuteschema rangiert dabei von kleinen Ratten oder Eichhörnchen bis zu ausgewachsenen Pavianen oder Jungantilopen. Letztere könnte ein einzelner Schimpanse alleine nicht überwältigen und so teilt sich die Gruppe in Treiber und Fänger zur erfolgreichen Jagd. Auch strategisch geplante, langwierige Feldzüge zwischen benachbarten Schimpansen-Clans sind keine Seltenheit. So herrschte zwischen 1974 und 1978 im Gombe-Nationalpark in Tanzania ein vierjähriger Krieg zwischen einem nördlichen und einem südlichen Schimpansen-Stamm. Die nördliche Affen-Gruppe schickte dabei regelmäßig schlagkräftige Patrouillen in das Territorium der südlichen, um gezielt männliche Artgenossen in einem Überraschungsangriff zu töten. Nach dem Tod von sieben Männchen und drei Weibchen war der südliche Stamm so geschwächt, dass er vom nördlichen Clan übernommen wurde.
Erfolgreiche Lügner
Täuschen und Taktieren zum eigenen Vorteil – Schimpansen können ihre Körpersprache und tatsächliche Gefühlslage voneinander trennen und falsche Tatsachen vortäuschen. So wurde von zwei paarungswilligen Schimpansen berichtet, die ein scheinbares Desinteresse am anderen Partner zeigten. Beide verließen die Gruppe unabhängig voneinander, um sich außer Sicht- und Hörweite zum ungestörten Geschlechtsverkehr wiederzutreffen.
Bei einer anderen Gelegenheit wurde eine Schimpansin beobachtet, die einen kulinarischen Leckerbissen entdeckt hatte und diesen aber scheinbar nicht mit ihren Familienmitgliedern teilen wollte. So wartete die Schimpansin teilnahmslos und als hätte sie nichts gesehen an Ort und Stelle ab, bis sich die anderen entfernten. Erst dann holte sie sich den begehrten Leckerbissen, um ihn alleine zu verköstigen.
Not macht erfinderisch
In freier Wildbahn sind Schimpansen häufig äußerst clever und erfinderisch in der Lösung eines Problems. Ein Beispiel: Termiten und Honig sind lecker, aber leider versteckt in Bau und Bienennest. Wie also kommt ein Schimpanse an den begehrten Leckerbissen? Na klar, ein funktionstüchtiges Werkzeug muss her. Die Blätter vorsichtig entfernt, baut er sich aus einem Zweig eine Angel, fischt die aufgebrachten Termiten oder den klebrigen Honig am Stock heraus, um ihn anschließend genüsslich abzuschlecken.
Wasser für den Mund unerreichbar in einer Astgabelung? Auch dies ist für den Schimpansen kein Problem. Vorgekaute und anschließend getrocknete Blätter, werden einfach als Schwamm umfunktioniert. Dies praktische Behilfsmittel kann dann mit den langen Armen in die wassergefüllte Mulde der Astgabelung eingetunkt werden. Nun muss der Blatt-Schwamm nur noch ausgewrungen und ausgesaugt werden und fertig ist das Erfrischungsgetränk.
Stand: 27.06.2003