Eine kleine Pille Vitamin D täglich und schon sind wir nicht nur vor Knochenschwund gefeit, sondern auch vor Multipler Sklerose, einigen Krebsarten und der Winterdepression. Das klingt wie die Werbung eines Vitaminherstellers, ist aber das Fazit einer kanadischen Wissenschaftlerin. Louise Parker ist Epidemiologin und Umweltmedizinerin an der Dalhousie Universität in Halifax und schluckt jeden zweiten Tag tausend Einheiten des Vitamins. Sie ist von seiner heilsamen Wirkung überzeugt.
Ganz unrecht hat sie damit sicher nicht. Immerhin ist das „Sonnenschein-Vitamin“ schon seit Jahren als wichtiger Faktor im Knochenstoffwechsel bekannt. Das bei Sonnenbestrahlung in der Haut gebildete Molekül erhöht die Verwertbarkeit von Kalzium für den Knochenaufbau und wirkt auch positiv auf das Immunsystem. Schon zu Beginn der Industrialisierung wurde der Zusammenhang zwischen Sonnenlicht, Vitamin D und den Knochenverformungen der Rachitis als Mangelkrankheit entdeckt. Heute wird das Vitamin vor allem für Frauen nach den Wechseljahren zur Osteoporose-Vorbeugung empfohlen.
„Ambrosia“ gegen Krebs?
Vitamin D soll aber auch gegen bestimmte Krebsarten helfen, das deuteten jedenfalls in den letzen Jahren einige Studien an Zellkulturen und Tieren an. „Im Laufe der Zeit hat sich Vitamin D immer mehr als eine Art Ambrosia gegen Krebs entpuppt“, kommentiert auch Parker diesen Trend. Allerdings räumt sie auch ein, dass über die Mechanismen und Wechselwirkungen des Vitamins im Zusammenhang mit Krebs kaum etwas bekannt ist. „Wir kennen einige der Puzzlestücke, aber nicht alle“, so die Forscherin.
Wie gering und wie widersprüchlich auch bei diesem Vitamin die Erkenntnisse bislang sind, zeigte eine im Oktober 2007 veröffentlichte Langzeitstudie des Nationalen Krebsforschungsinstituts (NCI) in den USA. Über zehn Jahre hinweg hatten die Wissenschaftler bei 16.818 Teilnehmern regelmäßig die Vitamin D Werte im Blut untersucht und registriert, welche und wie viele Krebsfälle auftraten. Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd. Es ließ sich keinerlei Zusammenhang zwischen der Vitamin D Einnahme und dem Krebsrisiko insgesamt feststellen.
Eine Ausnahme gab es allerdings für den Darmkrebs: Sehr hohe Vitamin-Dosen im Blut senkten das Risiko an dieser Krebsart zu sterben tatsächlich um 72 Prozent. Ein immens hoher Anteil – und eine große Hoffnung für potenziell Betroffene? Nur bedingt, wie ein in der gleichen Fachzeitschrift erschienener Kommentar der Nationalen Gesundheitsbehörde NIH der USA konstatierte: „Diese Ergebnisse müssen in dem Gesamtkontext von Ernährung und Lebensstil gesehen werden“, betonten darin die NIH-Forscherinnen Cindy Davis und Johanna Dwyer.
Diese mahnenden Worte sollten sich nur kurze Zeit darauf prompt bestätigen…
Stand: 22.02.2008