Energie

Öko ist nicht gleich Öko…

Ein Blick auf die feinen Unterschiede

Zurzeit basiert der Ökostrom fast aller Anbieter vor allem auf der Wasserkraft. Sie ist besonders im Alpenraum und in Skandinavien bereits seit Jahrzehnten die am stärksten genutzte Energieressource. Wasserkraft deckt beispielsweise bei den vier eigenständigen Anbietern Greenpeace Energy, EWS Schönau, Lichtblick und Naturstrom AG zwischen 75 und 100 Prozent des Bedarfs. Ein weiterer Teil ihres Angebots wird über Biomasse oder Gaskraftwerke in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Windkraft und Sonnenenergie sind nur bei Greenpeace Energy explizit als Quelle ausgewiesen, machen meist aber nur kleinere Anteile aus.

Auch die konventionellen Anbieter nutzen für ihre Ökotarife vor allem Strom aus dem Wasser, planen – nach eigenen Aussagen – aber zukünftig auch Investitionen in Offshore- Windkraftanlagen. Kritiker wie beispielsweise die Umweltorganisation Greenpeace, werfen ihnen jedoch vor, zum Teil lediglich eine Umverteilung ihres ohnehin bestehenden Strommixes zu betreiben.

Im Klartext heißt dies, dass sie bei steigender Ökostromnachfrage nicht mehr Strom aus erneuerbaren Energien beziehen, sondern einfach den ohnehin vorhandenen Anteil aus Wasserkraft an die Ökostromkunden „verteilen“ und dafür die „normalen“ Kunden mit entsprechend höheren Anteilen an Atom- und Kohlestrom versorgen. Bemängelt wird dabei vor allem, dass dies zum einen für die Kunden nicht transparent sei, zum anderen, dass so der Ausbau umweltfreundlicher Stromerzeugung entgegen den Werbeslogans nicht gefördert werde.

Die Sache mit den Neuanlagen

Doch auch bei vermeintlich eindeutig umweltfreundlichen Quellen des grünen Stroms gibt es feine Unterschiede: Denn wer nur Strom aus alten, ohnehin schon bestehenden Wasserkraftwerken nutzt, trägt nicht gerade dazu bei, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern. Wer nichts in neue, umweltfreundliche Anlagen und Technologien investiert, senkt langfristig auch nicht den Anteil des klimafeindlichen Kohlestroms oder der Atomenergie. Ein Kriterium für „echten“ Ökostrom ist daher immer auch eine Verpflichtung des Anbieters, in den Neubau umweltfreundlicher Kraftwerke zu investieren.

Hyperolius genus © Andy Plumptre/Wildlife Conservation Society

Zeitgleich oder mengengleich?

Während die konventionellen Anbieter zwar zusichern, dafür zu sorgen, dass genau so viel „sauberer“ Strom in das Stromnetz eingespeist wird, wie die Ökostromkunden entnehmen, legen sie sich nicht fest, wann dies geschieht. Der Konzern kann damit theoretisch fast das gesamte Jahr über den billigeren konventionellen Strom liefern und fördern, und muss lediglich irgendwann, wenn es gerade passt, die benötigte Ökostrommenge einkaufen – oder auch nur die entsprechenden Etiketten, wie sich jetzt herausgestellt hat.

Anders dagegen die Ökostromanbieter, die sich zu einer „zeitgleichen“ Versorgung verpflichten. Sie müssen tatsächlich immer etwa genau so viel Strom aus umweltfreundlichen Quellen einkaufen und ins Gesamtnetz einspeisen, wie gerade zu diesem Zeitpunkt von seinen Kunden entnommen wird. Das schafft mehr Transparenz und sichert den Ökostromlieferanten entsprechende Abnahmen. Alle eigenständigen Ökostromanbieter garantieren dies.

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Stand: 11.01.2008

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Wie grün ist der „grüne“ Strom?
Ein ökologisches Vorzeigeprodukt in der Diskussion

Tauchgang im Stromsee
Wie funktioniert Ökostrom?

Öko ist nicht gleich Öko…
Ein Blick auf die feinen Unterschiede

Ein Fall von Etikettenschwindel?
Der Trick mit den RECS-Zertifikaten

Vom Atom- zum Ökostrom
Wie funktioniert RECS?

Chance oder Mogelpackung?
Eine Frage der Transparenz…

Mitmachen oder boykottieren?
Die Entscheidung fällen auch die Verbraucher

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