{1l}
Der Psychologe Martin Lövdén rechnet fest damit, dass das Orientierungstraining bei allen Probanden neuronale Spuren hinterlässt. „Wir erwarten eine Volumenzunahme des Hippocampus, die bei den älteren Probanden aber geringer ausfallen sollte als bei den jungen.“
Lövdén nennt drei Mechanismen, durch die diese Vergrößerung zustande kommen kann: „Durch die Bildung neuer Blutgefäße, neuer synaptischer Verbindungen – und nicht zuletzt durch Neurogenese, also die Produktion neuer Nervenzellen.“
Hätte er diesen Satz vor zehn Jahren gesagt, wäre er von seinen neurowissenschaftlichen Kollegen wahrscheinlich für unzurechnungsfähig erklärt worden. Denn damals waren alle überzeugt: Egal was im Gehirn passiert – es ist vollkommen ausgeschlossen, dass neue Neuronen wachsen. Dass man den Begriff Neurogenese heute in den Mund nehmen darf, ohne seinen wissenschaftlichen Ruf zu riskieren, liegt nicht zuletzt an Fernando Nottebohm von der Rockefeller University in New York.
Versuche mit Kanarienvögeln
Mitte der 1980er-Jahre fragte sich der Biologe, warum männliche Kanarienvögel im Frühjahr ein ganzes Repertoire von Melodien besitzen, das sie im Laufe des Sommers aber verlieren – um dann im nächsten Frühling die Weibchen mit neuen Liedern zu betören.
Nottebohms seinerzeit ziemlich gewagte Erklärung: Nach der Paarungszeit gehen Nervenzellen in den Gesangszentren der Vögel zunächst unter, um dann im Frühjahr durch neue Neuronen ersetzt zu werden. Mittels radioaktiv markierter DNA-Bausteine erbrachte er den Beweis: Tatsächlich produzierten die Sangeskünstler im Frühjahr jede Menge frischer Hirnzellen.
Stand: 06.06.2007