Hyperion, Iapetos, Phoebe, Rhea, Tethys, Atlas, Prometheus und Titan: Dies sind nicht nur allesamt Götter aus dem Geschlecht der Titanen der griechischen Mythologie, so heißen auch einige der Monde des Saturns. Einer dieser vielen Trabanten hat seit seiner Entdeckung durch den niederländischen Astronomen und Naturforscher Christiaan Huygens am 25. März 1665 die Wissenschaftler besonders fasziniert: der Titan.
Blickdichte Atmosphäre
Was ihn so besonders macht, sind nicht nur seine enormen Ausmaße – mit einem Durchmesser von 5.150 Kilometern ist er sogar größer als der Planet Merkur. Er besitzt auch als einziger Mond in unserem Sonnensystem eine dichte Atmosphäre. Wie ein gigantischer, orangefarbener Schleier umhüllt diese den Titan und schützt ihn so vor zudringlichen Blicken jeder Art. Denn die Titanatmosphäre ist nicht nur für das menschliche Auge undurchdringbar, sondern auch für die meisten Teleskope auf der Erde und im All.
Mit dem Mythos des Geheimnisvollen aufräumen konnten auch die Sonden Voyager 1 und Voyager 2 nicht, die vor rund 25 Jahren erstmals den „Herrn der Ringe“ besuchten. Sie lieferten zwar erste aussagekräftige Bilder vom Saturn und seinen Monden und führten auch zahlreiche Messungen durch. Ein Blick auf die Oberfläche von Titan gelang jedoch auch ihnen nicht. Voyager 1 und 2 klärten aber zumindest die Zusammensetzung seiner Atmosphäre.
Verblüffende Ähnlichkeit mit Ur-Erde
Danach besteht die Gashülle zu rund 94 Prozent aus Stickstoff und zu etwa sechs Prozent aus Methan und Argon sowie rund einem Dutzend weiterer organischer Verbindungen. Damit ähnelt die Titanatmosphäre verblüffend der Hülle der Urerde vor mehr als vier Milliarden Jahren, als hier die ersten primitiven Organismen entstanden. Allerdings: Der Luftdruck ist auf dem Saturnmond um die Hälfte höher als auf der Urerde. Auf jedem Zentimeter Bodenfläche lasten dort zehnmal so viel Gas wie bei uns, und die Gashülle ist in Bodennähe fünf Mal dichter.
Wie aber sieht die Oberfläche des Titan aus? Gibt es dort riesige Methanozeane, wie Wissenschaftler vermuteten, oder handelt es sich um eine feste Eiswelt? Bietet Titan trotz der eisigen Kälte von -178 °C ebenso günstige Bedingungen für die Entstehung von Leben wie unser Planet in seiner Frühzeit? Dies sind nur einige der Fragen, die sich die Planetenforscher stellten.
Nadja Podbregar
Stand: 10.04.2014