Schon im Jahr 2005 hatten die Radaraufnahmen der Cassini-Sonde enthüllt, dass die höchsten Berggipfel auf dem Titan rund 2.000 Meter in die Höhe ragen. Der Himalaya des Titan, ein Massiv auf der Südhalbkugel des Mondes, ist immerhin rund 150 Kilometer lang, 30 Kilometer breit und mehr als 1.500 Meter hoch. Die Gipfel und die höher gelegenen Gebiete sind mit einem Zuckerguss aus glänzendem, weißem Material bedeckt, bei dem es sich wahrscheinlich um Methan-Schnee handelt.
Steinharte Berge aus Eis
„Wir sehen einen massiven Höhenzug, der mich an die Sierra Nevada im Westen der USA erinnert“, beschrieb Planetenforscher Bob Brown von der Universität von Arizona damals seine Beobachtungen. „Diese Berge sind vermutlich so hart wie Stein, bestehen aber aus einem eisartigen Material und sind überzogen von verschiedenen Schichten organischer Verbindungen.“ Brown und seine Kollegen vermuteten damals zunächst, dass dieses Gebirge ganz ähnlich wie die mittelozeanischen Rücken auf der Erde entstanden sein könnte – durch eine Plattentektonik.
Demnach sollen große Mengen an Material – wahrscheinlich Wasser, Methan und Ammoniak – durch Konvektionsströmungen aus dem wärmeren Titaninnern aufgestiegen sein und dann die Lücken gefüllt haben, die beim Auseinanderwandern von Krustenplatten entstanden. Dort erkalteten sie dann und türmten sich mit der Zeit zu dem heute sichtbaren Höhenzug auf. Die notwendige Wärme für die Konvektionsströmungen könnte aus dem Zerfall radioaktiver Mineralen stammen oder durch sogenannte Gezeitenkräfte des Mutterplaneten zustande kommen, so die Wissenschaftler.
Gebirgsketten durch schrumpfende Kruste?
Inzwischen spricht allerdings einiges gegen dieses Szenario. So lieferten die Cassini-Daten bisher keine Indizien für tektonische Prozesse. Kartierungen des Saturnmonds haben zudem gezeigt, dass sich die meisten Gebirgsketten in Äquatornähe in Ost-West-Richtung entlangziehen – für Planetenforscher ein möglicher Hinweis auf einen gemeinsamen Ursprung dieser Ketten.
Im Jahr 2010 entwickelte ein Forscherteam der NASA auf der Basis der Sondendaten ein Computermodell, mit dem sie mögliche geologische Prozesse des Saturnmonds nachbildeten. Ausgehend von den bekannten geologischen und physikalischen Voraussetzungen auf dem Titan veränderten die Forscher ihr Modell so lange, bis es ihnen gelang, Gebirgsketten ähnlich der bestehenden wachsen zu lassen. Es zeigte sich, dass der Titan-Himalaya und andere Gebirgsformationen am ehesten dann entstanden, wenn das Modell ein Schrumpfen und Zusammenziehen der Eiskruste des Mondes vorsah.
Nadja Podbregar
Stand: 10.04.2014