Rund 90 unterschiedliche Vögel, mehr als 130 Fliegenarten, 60 verschiedene höhere Pflanzen, dazu viele Moose, Flechten, Algen, Pilze, Schmetterlinge, Käfer leben heute auf Surtsey. Ja sogar Regenwürmer, Spinnen, Seehunde und Kegelrobben haben in den mehr als 40 Jahren seit ihrer Entstehung die Insel als Lebensraum erobert.
Dies haben Biologen wie Sturla Fridriksson vom Agricultural Research Institute in Reykjavik in vielen Studien und mehreren „Volkszählungen“ auf der Vulkaninsel ermittelt. Für die Wissenschaftler ist Surtsey ein einzigartiges natürliches Forschungslabor. Denn hier ist es möglich, Schritt für Schritt zu verfolgen, wie jungfräuliches Land im Laufe der Zeit von Mikroorganismen, einfachen Tieren und Pflanzen, aber auch höher entwickelten Arten in Besitz genommen wird.
Entsprechend sorgsam sind die isländischen Behörden mit Surtsey umgegangen. Um der Evolution möglichst wenig ins Handwerk zu pfuschen und den Einfluss des Menschen auf die Entwicklung so gering wie möglich zu halten, wurde die Insel schon 1965 zum Naturschutzgebiet erklärt. Außer sorgfältig ausgewählten Wissenschaftlern und einigen wenigen Journalisten hat seitdem kein Mensch die Insel betreten.
Die Surtsey Research Society
Zudem ist es selbst diesem elitären Kreis streng verboten, lebende Tiere, Pflanzen oder Samen auf die Insel zu bringen oder jedwede Art von Abfall oder Müll dort zu hinterlassen. Über das Einhalten dieser Schutzbestimmungen wacht die von einer Gruppe begeisterter Wissenschaftler schon früh gegründete Surtsey Research Society.
Die Organisation hat sich die Förderung der geo- und biologischen Forschung auf die Fahne geschrieben und unterstützt und koordiniert seitdem alle wissenschaftlichen Projekte auf der Insel.
Um die Besiedlung Surtseys lückenlos zu dokumentieren und daraus neue Erkenntnisse über die dort wirkenden Evolutionsmechanismen zu erhalten, wurde in den ersten Jahren jeder Neuankömmling – egal ob Tier, Pflanze oder Mikrobe – penibel identifiziert und registriert. Die Wissenschaftler trugen beispielsweise jede eingewanderte höhere Pflanze mit Fund- beziehungsweise Standort auf einer Karte ein.
Jeder Neuankömmling erhält eine Nummer
Jedes einzelne Individuum wurde zudem sogar mit einem Holzstock und einer Identifikationsnummer versehen und genau überwacht. Wachstum, Blühen, Samenbildung – kein Detail blieb den Botanikern so verborgen. Dieser enorme Aufwand war möglich, weil die auf Surtsey nur wenige Pflanzen lebten. Später, als die Individuenzahl spürbar anstieg, wurden in besonders interessanten Bereichen der Insel besondere Versuchsflächen abgesteckt. Dort beobachteten die Wissenschaftler die Entwicklung und die Ausbreitung der dort lebenden Pflanzen kontinuierlich in Langzeitstudien.
Ergänzend dazu wurden regelmäßig die Veränderungen der Bodenqualität auf Surtsey untersucht. Die Wissenschaftler versuchten mithilfe verschiedener Experimenten auch mehr darüber zu erfahren, wie die verschiedenen Tiere und Pflanzen die Insel erreichten. Jedes Jahr wird Surtsey zudem noch immer systematisch nach Neueinwanderern durchsucht. Mit der Zeit ist so ein detaillierter Besiedlungsplan der Vulkaninsel Surtsey entstanden, der lückenlos den Siegeszug des Lebens beschreibt…
Stand: 19.01.2007