Zoologie

Hoffnung für das Deutsche Wappentier

Seeadler erholen sich

Der mit Abstand mächtigste Adler Deutschlands ist der Seeadler. Nicht nur, dass er einst das D-Mark-Stück zierte, die Währungsumstellung souverän meisterte, auch auf der 1-Euro-Münze landete und als „fette Henne“ im Bundestag hängt – der Seeadler ist auch der größte Adler Mitteleuropas. Nur Mönchs-, Bart- und Gänsegeier übertreffen ihn in Flügelspannweite und Gewicht. Der Seeadler selbst wird bis zu sieben Kilogramm schwer und hat bis zu 2,50 Meter weite Schwingen. Das deutsche Wappentier hat allerdings mit den „echten Adlern“ nichts zu tun. Verwandtschaftlich steht er den Rot- und Schwarzmilanen viel näher.

Steinadler, Schreiadler, Fischadler und Seeadler, das sind die in Deutschland beheimateten „Adler“-Arten. Neben dem Steinadler, der in den Alpen eine stabile Population bildet, geht es dem Seeadler mittlerweile am besten. Umweltschützer verzeichnen bei dem großen Greifvogel, der in bewaldeten Seen-, Küsten- und Flusslandschaften lebt und sich von Fisch, Wasservögeln und Kleinsäugern ernährt, seit Jahren steigende Bestandszahlen.

Bestand in 25 Jahren vervierfacht

531 Brutpaare wurden in diesem Jahr in Deutschland gezählt. Seit 1980 habe sich der Bestand somit vervierfacht, so der WWF, der sich seit den 60er Jahren für den Schutz der anspruchsvollen Greifvögel einsetzt. Jahrhunderte lang waren die Adler mit Fallen und Schusswaffen verfolgt worden. Und vor allem das Pestizid DDT hatte den Bestand schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das Insektengift ließ die Eierschalen der Seeadler immer dünner und zerbrechlicher werden. Weil auch der typische Lebensraum der Adler durch Landwirtschaft und eine zunehmende Zersiedelung der Landschaft eingeschränkt wurde, standen die Greifvögel in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts fast überall in Europa am Rande des Aussterbens.

Junger Seeadler © Edda Schlager

Mittlerweile gibt es europaweit wieder etwa 6.000 Brutpaare. Allein in Mecklenburg-Vorpommern zählte man in diesem Jahr 235 Paare. Zu verdanken sei diese positive Entwicklung auch der Wiedervereinigung, so Thomas Neumann, Adlerexperte vom WWF. Nach dem Fall der Mauer war es Umweltschützern gelungen, in ausgewählten Gebieten Schleswig Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns oder Brandenburgs große Flächen zu kaufen und Schutzgebiete für die Seeadler auszuweisen.

Hier stehen die Vögel unter strenger Beobachtung, meist durch ehrenamtliche Hobby-Ornithologen. Die Horstplätze in den Nationalparks und Naturschutzgebieten sind durch die EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt, können aber von Besuchern aus sicherer Entfernung beobachtet werden.

Risiko Windkraft und Blei

Trotz der guten Nachrichten sind jedoch nicht alle Risiken für die Greifvögel gebannt. Bei der Kollision mit den Rotorblättern von Windkraftanlagen beispielsweise kommen immer wieder Seeadler um. Ebenso gefährlich ist die Bleimunition, mit der bei der Jagd in Deutschland üblicherweise geschossen wird – jedoch nicht auf Seeadler. Wild, das von Jägern erlegt wird, oder Teile davon bleiben häufig liegen – eine potentielle Nahrungsquelle auch für den Greifvogel. Mit dem Aas nehmen die Vögel auch das Blei auf. Da im Drüsenmagen der Tiere ein ph-Wert von 1,7 herrscht, löst sich das Schwermetall in diesem sehr saurem Milieu. Daher reagieren Seeadler im Unterschied zu anderen Greifvögeln sehr viel empfindlicher auf bleiverseuchte Nahrung.

Eine Untersuchung des Berliner Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ergab im vergangenen Jahr, dass von 192 untersuchten toten Seeadlern 73 Prozent durch Stromschlag, Zusammenstöße mit Zügen oder durch Windkraftanlagen starben. 27 Prozent erlagen einer Bleivergiftung.

Der Umweltverband NABU setzte sich daraufhin für den sofortigen Verbot von Bleimunition ein, was Brandenburg in einer Verfügung zumindest teilweise umsetzte. Bei der Jagd auf Wasserwild ist der Einsatz in dem östlichen Bundesland mittlerweile verboten. Doch Experten warnen, dass auch Ersatzmunition mit Zink, Kupfer oder Wolfram Gefahren für die Greifvögel bergen könnte. Die Giftigkeit dieser Ersatzstoffe sei noch nicht ausreichend geklärt, so die Zoologen vom IZW.

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Stand: 15.12.2006

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Inhalt des Dossiers

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