Mitten im Streit über den Gesundheitszustand des Waldes, ist seit einigen Jahren ein neuer „Feind“ auf den Plan getreten, der vielleicht schon bald entscheidenden Einfluss auf das Leben und Sterben der Bäume nehmen könnte: der Klimawandel. Denn geht es nach den Prognosen der Wissenschaftler um Daniela Jacob vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg werden die Temperaturen in den nächsten 100 Jahren voraussichtlich um 2,5 bis 3,5 °C steigen – je nachdem, wie sich die Treibhausgasemissionen in Zukunft entwickeln.
Doch damit nicht genug. „Deutschland muss sich spätestens zur Mitte des Jahrhunderts auf die Zunahme extremer Wetterereignisse wie starker Sommergewitter oder längerer Trockenperioden einstellen. Der globale Klimawandel, in dem wir uns befinden, hat definitiv Auswirkungen auf Deutschland.“, prophezeit die Klimaforscherin.
Und die Vorboten dieser Entwicklung haben Deutschland längst erreicht. Denn die so genannten Jahrhundertsommer häufen sich. Auch im Jahr 2006 gab es im Juni und Juli wieder Temperaturen von weit über 30 °C, kaum Wolken, geschweige denn Regen – und dies wochenlang am Stück. Zuletzt hatte 2003 eine ähnliche extreme Hitzewelle sogar für viele tausend Tote und Ernteschäden in Milliardenhöhe gesorgt – auch in der Forstwirtschaft.
Sprunghafter Anstieg der Schäden in 2004
„Ich denke, die größte Gefahr für den Wald sind heutzutage die Klimaveränderungen. Da ist es ja auch nachgewiesen, dass wir einen Wechsel zum wärmeren und in gewissen Jahreszeiten auch zum trockeneren Klima haben. Das wird dazu führen, dass der Wald sich zumindest verändert, dass Baumarten, die heute sehr gut bei uns existieren können mit dem Klimawechsel Probleme haben, ihren Standort bei uns zu haben … Aber ich denke, dass es auf jeden Fall zu einer Veränderung der Baumartenzusammensetzung führt. Die Tanne ist schon fast verschwunden. Andere Baumarten könnten folgen.“, so Professorin Barbara Koch vom Institut für Fernerkundung der Universität Freiburg im Januar 2004 in einem Beitrag des Deutschlandfunks.
Wie gravierend sich Hitze- und Trockenperioden auf die Vitalität der Bäume auswirken können, belegte der Waldzustandsbericht 2004. Die Baumbewerter und Nadelzähler registrierten damals einen sprunghaften Anstieg der Waldschäden um rund acht Prozent als Folge des Jahrhundertsommers 2003.
Fichten kämpfen ums Überleben
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Doch warum sind große Hitze und Trockenheit so schädlich für viele Nadel- und Laubbäume? Ein Beispiel: Fichtenwurzeln befinden sich nahe der Erdoberfläche und können daher keine Grundwasserreservoire tief im Boden anzapfen. Diese Art ist deshalb auf relativ kontinuierlich fallende Niederschläge angewiesen.
Als Reaktion auf einen längeren Wassermangel können die Bäume zunächst einen Teil ihrer Nadeln abwerfen, um so die Verdunstung einzuschränken und Wasser zu sparen. Ist es jedoch wie im Jahrhundertsommer 2003 zu lange zu trocken, wird es für die Fichten kritisch. Dann drohen massive Schädigungen in den Zellen und im Extremfall sogar das Absterben des Baumes.
Die Fichtenhaine werden durch den fehlenden Regen aber auf jeden Fall so geschwächt, dass sie eine leichte Beute für den Borkenkäfer werden. So hat die enorme Hitze und Trockenheit im Juni und Juli 2006 in Verbindung mit Massenvermehrungen der Schadinsekten dazu geführt, dass den Tieren allein in Bayern 5.600 Hektar Wald zum Opfer fielen.
Stand: 08.12.2006