15. März bis 24. April 2006: Rund zweieinhalb Jahre nach der Entdeckung der Asphaltvulkane geht erneut ein deutsches Forschungsschiff auf eine Entdeckungsreise in den Golf von Mexiko. Mit an Bord der Meteor sind auch dieses Mal die Pioniere der Asphaltvulkanforschung Gerhard Bohrmann vom Forschungszentrum Ozeanränder und Ian MacDonald von der TAMU.
Die Forscher wollen vor allem wissen, wovon sich das 2003 neu entdeckte Ökosystem an den Asphaltvulkanen ernährt. Ihr Ziel ist es aber auch, in anderen Regionen des Golfs von Mexiko nach den ungewöhnlichen Tiefseequellen zu suchen. Um diese und zahlreiche andere Rätsel um die Asphaltvulkane zu lösen, ist die Meteor mit viel besserem Gerät bestückt als 2003 die „Sonne“.
So können beispielsweise mit dem neuen PARASOUND-System die Aufstiegswege von Öl- und Gasblasen ermittelt und auf Besonderheiten untersucht werden. Und das neue Fächerecholot Simrad EM 120 ermöglicht eine noch präzisere Vermessung des Meeresbodens und speziell der Campeche Knolls.
Multitalent der Tiefsee
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Das unumstrittene Highlight der Ausrüstung ist jedoch der neue unbemannte Tauchroboter QUEST des Forschungszentrums Ozeanränder. Das Multitalent der Tiefsee kann Gesteins- und Wasserproben sammeln, mithilfe von hochwertigen Sensoren Temperatur, Druck und Salzgehalt ermitteln, Messgeräte aussetzen und natürlich Video- und Fotoaufnahmen schießen.
Im Mittelpunkt der Reise steht wieder der Chapopote. Trotz technischer Probleme und teilweise schlechten Wetters geht QUEST mehrmals auf eine Inspektionsreise in die Tiefe. Der Roboter liefert nicht nur qualitativ viel hochwertigere Bilder als vor drei Jahren sein Vorgänger OFOS, sondern nimmt auch zahlreiche neue Bodenproben direkt in der Kernregion des Asphaltvulkans.
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„Wir haben diese Strukturen bisher nur in schwarz-weiß und in recht schlechter Video-Qualität und nur in der Aufsicht gesehen“, sagt Bohrmann nach der Rückkehr nach Bremen. „Mit dem QUEST haben wir jetzt Aufnahmen in Fernsehqualität und von unterschiedlichen Perspektiven gesehen, damit können wir viel besser erkennen, wie sich bestimmte Strukturen entwickelt haben.“
So können die Wissenschaftler erstmals „dreidimensional die Asphaltflüsse, ihre Verzweigungen, Übereinanderschichtungen und ihre höchst merkwürdige Besiedlung durch chemosynthetisch-lebende Organismengemeinschaften erfassen“, wie Bohrmann im Wochenbericht der Meteor-Fahrt schreibt.
Auch über die Konsistenz der Asphalte gewinnen die Forscher mithilfe von QUEST neue Erkenntnisse. Während sich die älteren Schichten als eher spröde und fest präsentieren, sind die offenbar erst vor kurzem ausgeflossen Lagen äußerst zäh und biegsam. Aus ihnen lassen sich selbst mit den präzise steuerbaren Greifarmen des Tiefseeroboters kaum Proben entnehmen.
Stand: 02.11.2006