Die geologischen Besonderheiten des westlichen Grabenbruchs erschaffen die ungewöhnlichsten Landschaften. Ihre Entstehung wurde durch die Hebungs- und Senkungsprozesse des Grabensystems beeinflusst, von Milliarden Jahren altem Gestein, seismischer Aktivität und brodelnder Lava über und unter der Oberfläche.
Nur 200 Kilometer nördlich der Virunga-Vulkane liegt das Ruwenzori-Gebirge. Obwohl der Gebirgssockel in direkter Linie des westlichen Grabens liegt, ist er nicht vulkanischen Ursprungs – im Gegensatz zu den meisten Hochgebirgen Afrikas wie etwa dem Kilimandscharo. Dennoch hat das Ruwenzori-Massiv von den tektonischen Entstehungsprozessen profitiert. Das aufstrebende Magma zersplitterte die Kontinentalkruste, senkte einen Krustenstreifen ab, der den Graben bildete, und hob die benachbarte Bruchkante mit dem Ruwenzori-Gebirge an.
In Legenden und Sagen soll diese Hebung über Nacht passiert sein, und so das Rätsel des mystischen Regenwaldes erklären, der die Flanken der Berge bis auf 4.000 Metern Höhe bedeckt. In dem Bergwald wachsen 300 Jahre alte Blütenpflanzen, 15 Meter hohe Heidekrautgewächse und bilden eine der größten Vegetationsdichten der Erde – in einer Höhe, wo in Europa nur noch die letzten Gletscher liegen.
Überlebenstechnik in der Extreme
Dichte Nebelschwaden verschleiern das Hochgebirge an mehr als 300 Tagen im Jahr, ganz zu schweigen von dem monatelangen Dauerregen, der nur für zweimal jährlich einen Monat lang Pause macht. Die tropische Feuchtigkeit schafft an den Hängen einen sprießend grünen Bewuchs, der erst dicht unter dem Gipfel langsam abnimmt. Die Pflanzen haben sich nicht nur an die dünne Bergluft gewöhnt, sondern überstehen auch die extremen Temperaturschwankungen: frostigen Nächte von minus zehn Grad nach 35 Grad Hitze am Tag.