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Als es am 3. August 1492 endlich losgeht, ist Kolombus zuversichtlich. Die drei Schiffe machen einen guten Eindruck und sind mit mehr als 120 Mann Besatzung sowie reichlich Vorräten bestückt. An Bord befinden sich auch Gold, Glasperlen, Gürtelschnallen und andere Geschenke, um die jenseits des Atlantiks lebenden Einheimischen günstig zu stimmen.
Auch seine Reiseroute steht längst fest: Er will zunächst nach Süden segeln. Dort gibt es, das weiß er aus dem Studium von Reiseberichten und Logbüchern anderer Seefahrer, günstige Passatwinde und Meeresströmungen, die ihm und seiner Flotte möglicherweise schnell und sicher über den Atlantik helfen können.
Doch die Fahrt steht zunächst unter keinem guten Stern. Schon nach drei Tagen bricht auf der Pinta ein Mast. Kolumbus muss mit seinen Schiffen auf den Kanaren Schutz suchen und den Schaden reparieren lassen. Zu seinem großen Ärger hält dies die Expedition für rund einen Monat in längst bekannten Gefilden fest, erst danach geht es weiter Richtung Westen ins Ungewisse.
„Land in Sicht“
Noch sind die Matrosen guten Mutes. Doch je länger die Reise dauert und je weiter sich die Flotte von der Heimat entfernt, desto unzufriedener und ängstlicher werden sie. Um eine Meuterei zu vermeiden, redet Kolumbus mit Engelszungen auf sie ein, droht mit Gewalt und erinnert an die Reichtümer am Ziel der Reise. Zudem lässt er seine Männer bewusst im Unklaren darüber, wie viele Kilometer sie tatsächlich bereits gefahren sind.
Schließlich, nach zwei Monaten und neun Tagen auf hoher See können Kolumbus und die Besatzung endlich aufatmen: „Land in Sicht“ schallt es am 12. Oktober 1492 aus dem Ausguck im Mast. „Um zwei Uhr morgens kam das Land in Sicht, von dem wir etwa acht Seemeilen entfernt waren. Wir holten alle Segel ein und fuhren nur mit einem Großsegel, ohne Nebensegel. Dann lagen wir bei und warteten bis zum Anbruch des Tages, der ein Freitag war, an welchem wir zu einer Insel gelangten, die in der Indianersprache Guanahani hieß.“, beschreibt Kolumbus in seinem Bordbuch den historischen Moment.
Kolumbus ist überzeugt davon, dass er in Indien oder zumindest doch auf einer der der Küste vorgelagerten Inseln angekommen ist. Die bisher zurückgelegte Reisestrecke stimmt in etwa mit seinen früheren Berechnungen überein. Wozu soll das Land daher gehören, wenn nicht zu Asien?
Die ersten Einheimischen, die er sieht, sind freundlich, unbekümmert, zumeist jung und „alle sehr gut gewachsen“, wie Kolumbus in sein Bordbuch vermerkt. Die rotbraunen Menschen gehören zum Volk der Tainos, das wie Kolumbus mit der Zeit feststellt, auch auf anderen Inseln der Region zu finden ist. Da Kolumbus sich in Indien wähnt, nennt er die Ureinwohner Indianer.
Entdeckungen am laufenden Band
Lange hält es Kolumbus und seine Männer nicht auf „San Salvador“, wie er seine erste Entdeckung genannt hat. Denn die Tainos tragen zwar Goldschmuck, größere Mengen des Edelmetalls sind hier aber nicht zu erbeuten, wie eine sofort gestartete Suche ergibt. Die drei Schiffe segeln deshalb weiter Richtung Südwesten, sichten dabei Kuba und landen wenig später südöstlich davon auf einer gewaltigen Insel, die Kolumbus Hispaniola tauft.
Allerdings ist die Ankunft dort so gar nicht nach seinem Geschmack. Denn sein Flaggschiff die Santa Maria läuft vor der Nordküste an einer Untiefe auf Grund und kann sich nicht mehr befreien. Besatzung und Ladung kann man mithilfe der dortigen Indianer zwar an Land retten, aber das Schiff selbst ist verloren. Aus den Überresten lässt Kolumbus die erste winzige spanische Siedlung in Übersee bauen, der er den Namen La Navidad gibt.
Glücklich gerettet machen sich die Spanier anschließend sofort auf die Suche nach wertvollen Edelmetallen und Gewürzen. Und sie werden auch fündig. Zwar sind es nicht das sagenumwobene Goldland oder die Gewürzinseln, die man entdeckt hat, die ersten Kostproben reichen nach Meinung von Kolumbus aber aus, um nach Spanien zurückzukehren und den Erfolg der Mission zu verkünden.
Am 16. Januar 1493 sticht der „Admiral des Ozeans“ in See. Allerdings muss er aufgrund des Verlusts der Santa Maria einen Teil seiner Männer auf Hispaniola zurücklassen. Die ersten rund 40 spanischen Siedler, die dort bleiben, bekommen die Order, in seiner Abwesenheit auf Expeditionen ins Landesinnere mehr Gold und andere Reichtümer aufspüren.
Rückkehr als Held
Die Rückreise des Kolumbus gelingt weitgehend problemlos. Am 15. März 1493 betritt er gut sieben Monate nach seinem Aufbruch in Palos wieder spanischen Boden und erlebt in der Folge einen wahren Triumphzug. Die wertvollen Güter und ein paar mitgebrachte Tainos scheinen alle Hoffnungen von Kolumbus und der spanischen Krone zu bestätigen. Über all, wo der Held auf dem Weg zum Königspaar, das in Barcelona residiert, hinkommt, wird er gefeiert. Und auch bei Hofe empfangen ihn Isabella und Ferdinand überschwänglich und verfolgen mit Begeisterung seine Berichterstattung.
Für Kolumbus aber vielleicht noch wichtiger als aller Ruhm: Er darf eine zweite, diesmal viel größere Expedition ausrüsten…
Stand: 19.05.2006