Eine so große Ungewissheit wie um den Geburtsort von Kolumbus gibt es bei der Frage nach seiner letzten Ruhestätte nicht. Allerdings konkurrieren auch hier mindestens zwei Städte um den Ruhm – und um die Echtheit der dort liegenden Knochen. Dies sind die spanische Metropole Sevilla und die größte Stadt der Dominikanischen Republik und der Karibik überhaupt, Santo Domingo.
Begonnen hat das Verwirrspiel um die 500 Jahre alten Gebeine bereits kurz nach Kolumbus Tod am 20. Mai 1506 in der spanischen Stadt Valladolid. Dort wurde er zunächst auch beigesetzt. Wenige Jahre später jedoch überführte man den Leichnam von Kolumbus in ein Kloster nach Sevilla.
Aber damit nicht genug: Gut drei Jahrzehnte später ließ Kolumbus Sohn Diego die sterblichen Überreste des Vaters in die Karibik auf die Insel Hispaniola überführen. Dort blieben sie in Santo Domingo angeblich für etwas mehr als zweieinhalb Jahrhunderte. Anschließend wanderten sie im Jahr 1795 vermutlich weiter in eine Kirche von Havanna und dann schließlich 1898 zurück nach Sevilla, wo sie in der Kathedrale bis heute begraben sind – so weit zumindest die Theorie.
Ob aber tatsächlich auf den verschiedenen Stationen immer die „richtigen“ Knochen verpackt und auf die Reise geschickt wurden, ist bis unklar und für viele Forscher mehr als fraglich. Jedenfalls reklamieren sowohl Sevilla als auch Santo Domingo den Besitz des Originals der sterblichen Überreste des Christoph Kolumbus für sich. Was tun?
Grab wird geöffnet
Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, wollen spanische Forscher schon seit langem das Grab in der gotischen Kirche Santa Maria in Sevilla untersuchen. Dies scheiterte jedoch lange Zeit am Widerstand der katholischen Kirche, bis diese schließlich doch im Jahr 2004 ihr „o.k.“ gab. Nach dem Öffnen des Grabes war für die beteiligten Anthropologen schnell klar, dass es sich bei dem dort vorgefundenen Leichnam wohl kaum um Christoph Kolumbus handeln konnte.
Nach Ansicht der beteiligten Wissenschaftler stammen die Knochen vermutlich von einem deutlichen jüngeren Verstorbenen und auch die Statur passte kaum zu dem von Kolumbus bekannten Erscheinungsbild. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich bei dem Toten möglicherweise sogar um den ältesten Kolumbus Sohn Diego handelt.
Endgültige Sicherheit soll jetzt aber ein DNA-Test bringen. Ein internationales Wissenschaftlerteam, an dem unter anderem Jose Lorente von der Universität Granada sowie Forscher vom Max-Planck-Institut für Anthropologie in Leipzig beteiligt sind, plant in Sevilla Mitochondrien-DNA aus den Knochen des angeblichen Christoph Kolumbus sowie seines Bruders und seines Sohnes isolieren und anschließend zu vergleichen.
Stimmen die Proben überein, ist der Fall klar. Ansonsten wollen die Forscher nach Santo Domingo reisen und auch dort die notwendigen Analysen vornehmen. Dann könnte endlich wissenschaftlich erwiesen sein, wo sich die wertvollen Knochen wirklich befinden. Es sei denn beide Untersuchungsergebnisse sind negativ und bei keinem der beiden handelt es sich um den berühmten Seefahrer…
Stand: 19.05.2006