Geburtsort? Unbekannt! Letzte Ruhestätte? Unbekannt! Aber zumindest über die vier Reisen des Kolumbus weiß man aufgrund eines gut geführten Bordbuches doch alles, oder? Leider nein. Dies beginnt schon mit dem Ort, an dem Kolumbus zum ersten Mal seinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte.
Guanahani nannten die einheimischen Indios ihre Heimat, die der Entdecker mit seinen Leuten am 12. Oktober 1492 erreichte. Kolumbus aber hatte einen eigenen Namen für die Bahamas-Insel parat: San Salvador, so beschloss er, sollte sie von nun an heißen – Heiliger Retter.
Ein San Salvador gehört zwar auch heute zu den Bahamas, ob es sich dabei allerdings um das von Kolumbus entdeckte Eiland handelt, ist mehr als ungewiss. Dies liegt wenigstens zum Teil daran, dass die Seeleute des ausgehenden 15. Jahrhunderts keine verlässlichen Positionsbestimmungen vornehmen konnten. Zwar besaßen sie bereits einen Magnetkompass und einen Jakobsstab, den Vorläufer der heutigen Sextanten, die mit den Karavellen zurückgelegte Strecke konnte jedoch trotzdem meist nur grob geschätzt werden.
Hinzu kam, dass bei den Pionierfahrten damals keine Wissenschaftler mit an Bord waren, die die angelaufenen Ziele sachgerecht kartierten. Auch mögliche geografische Besonderheiten oder die Fauna und Flora blieben meist unerforscht und fehlen deshalb auf den Zeichnungen und in den oberflächlich Beschreibungen der Inseln.
Samana Cay statt San Slavador?
Trotzdem haben Wissenschaftler der National Geographic Society 1986 versucht, mithilfe der Logbücher von Kolumbus und Computern den Reiseweg der Flotte Puzzleteil für Puzzleteil zusammenzusetzen. Sie kamen zu dem Schluss, dass nicht das heutige San Salvador, sondern die weiter südlich gelegene kleine Insel Samana Cay der Ort gewesen sein muss, an dem Kolumbus die Neue Welt erreichte. Endgültig bestätigt ist dies jedoch noch immer nicht.
Andere Forscher tippen nach wie vor auf San Salvador. Unter anderem, weil man dort Münzen, Perlen und Gürtelschnallen gefunden, die nachgewiesenermaßen aus der Zeit von Kolumbus stammen.
Auf der Suche nach Wracks
Ähnlich schwierig wie die Suche nach dem Anlandungsort von Kolumbus gestaltet sich auch die Fahndung nach den Schiffen, die der Seefahrer im Verlaufe der Expeditionen aufgeben musste.
Zwei Karavellen sind allein auf seiner vierten Reise vor der Küste Panamas auf der Strecke geblieben, darunter die „Viscaina“. Kolumbus behauptet in einem Brief an den spanischen König Ferdinand, er habe das Schiff in der Bucht von Puerto Gordo, dem heutigen Portobelo, zurückgelassen. Vorher mussten die Matrosen fast alle Kanonen und Waffen auf die Viscaina bringen, damit die gesamte Besatzung Platz auf den beiden verbliebenen Schiffen fand.
Archäologen um Donald Hamilton vom Institut für Unterwasserarchäologie der Universität Texas haben vor einigen Jahren in der Bucht von Playa Damas nahe Portobelo ein Schiffswrack am Meeresboden gefunden, auf das nach den ersten Untersuchungen die Beschreibung passt.
„Es gibt bei diesem Wrack definitiv alle klassischen Eigenschaften eines spanischen Schiffswracks. Die Anker haben die typischen langen Schafte und sie haben Flunken, die auf der Seite herausragen. Das ist typisch spanisch. Ohne jeglichen Zweifel können wir sagen: Das Wrack ist spanischer Herkunft und definitiv von vor 1550. Jetzt ist natürlich die große Frage: Ist es von 1500, 1504, 1510 oder 1530?" sagt Hamilton in der ZDF-Sendung „Tauchfahrt in die Vergangenheit: Kolumbus letzte Reise“.
Weitere Analysen sollen nun zeigen, ob es sich bei dem Schiff tatsächlich um die gesuchte Viscaina handelt. Aber das kann noch dauern, denn die Zusammenarbeit zwischen den panamesischen Behörden und den Forschern ist äußerst schwierig und erfordert nach Angaben von Hamilton viel Geduld.
Stand: 19.05.2006