Südafrika ist nicht nur bekannt für seine Diamanten, sondern auch als El Dorado für Goldsucher. Rund die Hälfte aller bekannten Weltvorräte des Edelmetalls finden sich im Boden des Landes versteckt. Zu einem der wichtigsten Goldproduzenten Südafrikas hat sich bereits vor rund hundert Jahren die Region um Johannesburg entwickelt. Heute sind die oberflächennahen Schichten längst geplündert. Deshalb dringen die modernen Goldschürfer in einer Art Tiefenrausch immer weiter in den Untergrund vor. Der Grund: „Wir schätzen, dass zwischen 3.500 und 5.000 Meter unter Tage noch einmal so viel Gold liegt, wie wir bisher abgebaut haben“, sagt Dick Kruger von Südafrika‘s „Chamber of Mines“, einer Art Industrie- und Handelskammer für den Bergbausektor.
Immer weiter Richtung Erdmittelpunkt
Schon jetzt gibt es nahe Johannesburg einige der tiefsten Minen der Welt. Um ihren Job tun zu können, müssen die Minenarbeiter bis zu zwei Stunden mit dem Aufzug Richtung Erdmittelpunkt reisen. So wie in der Mponeng-Mine, dem nächsten Stopp auf unserer Tour durch Südafrika. Sie gehört dem Bergbauunternehmen Anglo-Gold Ashanti, einem der führenden Goldproduzenten weltweit. 3.770 Meter weit sind die Schächte nahe Carletonville bereits auf der Suche nach dem wertvollen Edelmetall in den Boden vorgedrungen – mindestens. Denn der Ausbau der Anlage geht unvermindert weiter. Wissenschaftler haben dort längst neue ergiebige Lagerstätten in bis zu 5.000 Meter Tiefe entdeckt. Rund zehn Millionen Unzen Gold, jede davon entspricht 31,1 Gramm, sollen dort schlummern und innerhalb der nächsten 20 Jahre abgebaut werden.
Doch die Suche nach Gold ist nicht nur mühsam, aufwändig und teuer, sondern auch gefährlich. In Minen wie Mponeng oder seinen Nachbarn Tautona und Savuka sterben jährlich durchschnittlich 200 Menschen bei Unfällen, Feuern oder einfach in steckengebliebenen Aufzügen.
Mehr als nur eine Wüste – die Kalahari
Vom reichen Goldland um Johannesburg geht es weiter Richtung Westen bis wir auf Sand stoßen, jede Menge Sand: Die Kalahari-Wüste erstreckt sich über erstaunliche 1,2 Millionen Quadratkilometer Fläche und ist damit mehr als drei Mal so groß wie Deutschland. Allerdings liegt nur ein kleiner Teil der Kalahari auf dem Territorium Südafrikas, den großen Rest des Kerngebietes teilen sich die Staaten Namibia und Botsuana.
Entstanden ist das gewaltige Sandmeer durch die Erosion weicher Gesteinsschichten im Laufe der Erdgeschichte. Die feinkörnigen Überreste wurden vom Wind zu unzähligen, heute zum Teil mit Pflanzen bewachsene Dünen zusammengefegt. Trotz der unwirtlichen Bedingungen haben es viele Organismen geschafft, sich an den Wassermangel und die stark schwankenden Temperaturen anzupassen. Dies beweist etwa ein Besuch im Kgalagadi Transfrontier National Park, wo unter anderem Löwen, Spießböcke oder Löffelhunde ihr Dasein fristen.
Reich durch Mangan?
Kaum jemand weiß, dass in der Kalahari auch ergiebige Manganlagerstätten existieren, die Kalahari Manganese Fields (KMF) nahe der Kleinstadt Kuruman. Wie die wichtigen Rohstoffe entstanden sind, ist mittlerweile weitgehend klar. Die Senatskommission für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), kurz Geokommission, beschreibt das Szenario auf ihrer Website so: „Im frühen Paläoproterozoikum vor etwa 2,3 Milliarden Jahren kam es auf der Erde zur großen Sauerstoffkatastrophe (‚Great Oxidation Event‘). Erstmals reicherte sich freier Sauerstoff in der Atmosphäre und in den Ozeanen an. Für viele der damals vorherrschenden anaeroben Mikroorganismen war das Gas giftig. Die Umwelt veränderte sich drastisch, wie das Verschwinden bestimmter Gesteine und Minerale zeigt. Durch den Anstieg des Sauerstoffgehaltes lagerten sich erstmals in der Erdgeschichte gewaltige Manganoxid-Sedimente im heutigen Kalahari-Manganese-Field ab. Ob es sich bei dieser Manganoxid-Ausfällung vor 2,3 Milliarden Jahren um ein lokales oder globales Ereignis handelte, ist noch unklar.“
Eye of Kuruman
In Minen wie Adams, Black Rock oder Devon Mine wird das südafrikanische Mangan – aber auch Eisenerze und andere Minerale – längst im großen Maßstab abgebaut. Und ein Ende des Bergbaus in der Region ist noch längst nicht in Sicht. Schließlich lagern nach Ansicht von Rohstoffexperten rund 80 Prozent der weltweiten hochgradigen Manganerz-Reserven in den KMF.
Die Kuruman-Region glänzt aber nicht nur durch ihre Manganlagerstätten, sondern sie gilt auch bereits seit langem als „Oase der Kalahari“. Der Wasserreichtum beruht auf einer offenbar unerschöpflichen Quelle, der „Oog“ oder „Eye of Kuruman“, aus der bis zu 30 Millionen Liter Süßwasser sprudeln – täglich.
Dieter Lohmann
Stand: 21.05.2010