„Big Five“: Das ist nicht etwa das Synonym für die fünf besten Fußballmannschaften des WM-Gastgebers oder die südafrikanische Variante eines Burgers. „Big Five“ steht für Löwe, Leopard, Büffel, Elefant und Nashorn, die Creme de la Creme der (süd-)afrikanischen Tierwelt. Kein Urlauber darf das Land wieder verlassen, ohne diese Tiere in freier Natur beobachtet zu haben – behauptet zumindest die Tourismusbranche.
Besonders gut möglich ist das auf der letzten Station unserer Sightseeing-Tour durch Südafrika: dem Kruger Nationalpark. Seine zahlreichen Lodges und Camps besuchen jährlich eine Million Menschen.
Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen
Der Park reicht vom Crocodile River im Süden bis zum Limpopo-Fluss im Norden und umfasst insgesamt fast 20.000 Quadratkilometer Fläche. Auf einem Gebiet fast doppelt so groß wie Nordirland tummeln sich neben den Big Five auch Krokodile, Schwarze Mambas, Giraffen, Antilopen, Geparde oder Stachelschweine. Bei einer Bestandaufnahme im Park haben Biologen vor kurzem insgesamt 147 Säugetier-, über 500 Vogel- und fast 120 Reptilienarten gezählt.
Die vom damaligen Präsidenten Südafrikas, Paul Kruger, bereits 1898 initiierte Schutzzone ist aber nicht nur eines der letzten Rückzugsgebiete für seltene Tiere, sie bietet auch reichlich Platz für eine ungewöhnliche Pflanzenwelt. Dazu gehören unter anderem die riesigen Affenbrotbäume, Mopanewälder, so genannte Süßdornakazien oder Marulabäume.
Betrunkene Elefanten?
Bekannt geworden sind letztere unter anderem durch den Film „Die lustige Welt der Tiere“, in dem sich Elefanten durch den Genuss der vergorenen Früchte des Baums einen Rausch zu ziehen – angeblich.
Diese Theorie haben allerdings Wissenschaftler um Steve Morris von der Universität Bristol im Jahr 2005 in der Fachzeitschrift „Physiological and Biochemical Zoology“ als Märchen entlarvt. Laut der Studie ist weniger das faule, leicht alkoholhaltige Obst für das Torkeln der Elefanten verantwortlich, sondern eher das Gift von Käferpuppen. Diese sitzen in der Rinde des Marulabaums und werden von den Dickhäutern mitgefressen.
Ein Netzwerk von Schutzgebieten
Seit dem Jahr 2000 ist der Kruger-Nationalpark in ein Netzwerk von Schutzgebieten – dem Great Limpopo Transfrontier Park – eingebunden. Dabei handelt es sich um ein Länder-übergreifendes Projekt, zu dem auch große Flächen in Simbabwe und Mosambik gehören. Ziel ist es unter anderem, die natürlichen Tierwanderungen wieder besser möglich zu machen. Diese wurden bis dahin durch Einzäunungen und andere Hindernisse teilweise unterbunden.
Nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt Südafrikas
Zwölf Stationen, ein Dutzend einzigartige Landschaften und Phänomene. Trotzdem sind sie nur ein winziger Ausschnitt aus der Vielfalt an Landschaftsformen und Naturräumen, die in Südafrika zu finden sind. Egal ob das Blütenmeer im Namaqualand, Südafrikas erstes Königreich Mapungubwe, die Natur- und Kulturlandschaft Richtersveld, der Tswaing Einschlagkrater in der Provinz Gauteng, die Halbwüstenlandschaft der Großen Karoo oder der iSimangaliso-Wetland-Park in KwaZulu-Natal: Auch sie alle – und noch viele andere mehr – gehören zu den Zielen, die jeder Südafrika-Besucher einmal mit eigenen Augen gesehen haben sollte.
Dieter Lohmann
Stand: 21.05.2010