Schon heute liefert das Observatorium in der Atacamawüste die Daten für eine Vielzahl von Projekten, die in Bochum im Rahmen von Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten bearbeitet werden. Sie könnten dazu beitragen, einige der Geheimnisse des Weltalls aufzuklären. Hier ein paar Beispiele.
Rätsel der Doppelsterne
Es hat den Anschein, als ob die schwersten Sterne, die etwa 20 bis 50 Mal mehr Masse als unsere Sonne haben, gerne als Zwillinge und Drillinge auftreten, während Sterne wie unsere Sonne eher Einzelsterne sind. Woher dies kommt, weiß man noch nicht. Sehr wahrscheinlich hat dies etwas mit dem Entstehungsprozess der massereichsten Sterne zu tun, der ohnehin noch unverstanden ist.
Die Bochumer Astronomen beobachten daher im Projekt „Multiplizität massereicher Sterne“ alle bekannten massereichen Sterne photometrisch und spektroskopisch, um aus den Lichtkurven und den Radialgeschwindigkeiten etwas über die Statistik der Multiplizität aussagen zu können.
Hat Eta Carinae einen Begleiter?
Eta Carinae gilt als der massereichste Stern in unserer Galaxie. Er besitzt 100 bis 150 Sonnenmassen und strahlt mit der vier- bis fünfmillionen fachen Leuchtkrat unseres Zentralsterns. Der Hyperriese liegt 7.000 bis 10.00 Lichtjahre von der Sonne entfernt in einem jungen Sternhaufen, der in den Carinanebel eingebettet ist.
Im Spektrum von Eta Carinae gibt es auffallende periodische Veränderungen. So steigt beispielsweise innerhalb von rund fünf Jahren die ausgesendete Röntgenstrahlung allmählich. Gegen Ende wächst sie dramatisch an und sinkt dann schlagartig um den Faktor 100 auf ein dreimonatiges Minimum ab, bis ein neuer Zyklus beginnt. Daher vermuten die Astronomen, dass es sich bei Eta Carinae um einen Doppelstern handeln könnte, bei dem ein Begleiter den Stern in 5,2 Jahren umkreist. Im Januar 2009 ereignete sich wieder ein Absinken der Strahlung und demnach musste sich der potenzielle Begleiter auf seiner Bahn zwischen Eta Carinae und der Erde befunden haben.
Dieses Ereignis haben die Bochumer Wissenchaftler über Wochen photometrisch und spektroskopisch verfolgt. Die Auswertungen im Projekt „Eta Carinae Event 2009“ sind noch in vollem Gange, und schon jetzt deutet sich etwas Neues an: Der vermutete Begleiter scheint diesmal einen etwas anderen Verlauf zu genommen zu haben als bei seinem letzten Durchgang. Und auch die photometrische und spektroskopische Aktivität des Systems ist auch Monate nach dem „Event“ noch nicht vollständig abgeklungen. Weshalb Eta Carinae aber seinen Normalzustand bisher nicht wieder erreicht hat, lässt sich momentan nicht erklären.
Rolf Chini/RUBIN/Ruhr-Universität Bochum
Stand: 16.07.2009