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Mit Hydrobot in die verlorene Welt

Lake Wostok als Modellversuch

Pasadena, Kalifornien im Jahr 2001: Wissenschaftler und Techniker des Jet Propulsion Laboratory der NASA arbeiten seit einiger Zeit emsig an einer ebenso spannenden wie futuristisch anmutenden Vision: Sie wollen Roboter zum Lake Wostok hinab schicken und mit ihrer Hilfe als erstes Forscherteam weltweit im Seewasser nach Spuren von Leben suchen.

Cryobot am Wostok-See (künstlerische Darstellung) © NASA / JPL-Caltech

Was auf den ersten Blick unmöglich erscheint, ist wohl durchdacht. Die Zweistufen-Mission sieht zunächst vor, einen intelligenten Helfer zu bauen, den so genannten Cryobot, der sich durch die 4.000 Meter dicke Eishaube bis zum See durchschmilzt. Er ist über ein Energie- und Kommunikationskabel mit den Forschern an der Oberfläche verbunden, die ihn so kontrollieren und steuern können.

Roboter im Doppelpack

Noch in sicherer Entfernung zum freien Wasser legt Cryobot dann einen Routinestopp ein, um eine Selbstreinigung durchzuführen. Bei dieser so genannten Dekontamination werden gefährliche Verunreinigungen wie Mikroben oder Schadstoffe entfernt, die das bisher unberührte Wasser des Sees verseuchen und die geplanten Proben und Messungen verfälschen könnten. Anschließend soll Cryobot seinen Weg fortsetzen bis er schließlich den See erreicht.

Autonome Tauchroboter könnten künftig mehr über die Lebenswelt des Lake Vostok - und vielleicht auch von Europa - herausfinden © NASA / JPL-Caltech

Dort angekommen, entlässt Cryobot aus seinem „Bauch“ einen zweiten, autonom arbeitenden Roboter von der Größe eines Gartenzwerges, den so genannten Hydrobot. Er ist mit diversen Messinstrumenten bestückt und hat auch eine Kamera an Bord. Hydrobot soll für einige Zeit frei im Wasser herumschwirren und nach Mikroben oder anderen Organismen fahnden. Später kehrt das Mini-U-Boot beladen mit wertvollen Proben sowie Messwerten zum Cryobot zurück und beide Roboter werden von den NASA-Wissenschaftlern wieder zur Oberfläche manövriert – soweit der Plan. Funktioniert das Ganze, könnte der Roboter-Doppelpack künftig schnell und sicher viele Rätsel um den Lake Wostok lösen.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Doch möglicher Ruhm in der Antarktis ist nur ein Grund für den Feuereifer der NASA. In Wahrheit will die Weltraumbehörde mit Cryo- und Hydrobot nach Möglichkeit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn die Erforschung des Sees in der Antarktis ist nur ein Modellprojekt für die Suche nach außerirdischem Leben. Wenn im Lake Wostok Organismen existieren können, dann vielleicht auch auf anderen Planeten oder Monden unseres Sonnensystems, wo ähnliche Bedingungen herrschen.

Jupitermond Europa © NASA / JPL-Caltech / DLR

Einer der vielversprechendsten Kandidaten ist der Jupitermond Europa. Schon die Galileo-Sonde hat vor einigen Jahren wichtige Indizien geliefert, dass sich unter dem Eispanzer des Himmelskörpers ein tiefer, flüssiger Ozean befindet.

Weiter entwickelte intelligente Roboter nach dem Vorbild von Cryo- und Hydrobot könnten, so die Hoffnung der Astrobiologen der NASA, in einigen Jahren daher auch auf Europa zum Einsatz kommen. Und ein möglicher Nachweis von Leben dort wäre eine noch viel größere wissenschaftliche Sensation als am Lake Wostok.

Mission auf Eis gelegt

Doch bis es damit soweit ist, wird es vermutlich noch ein paar Jahre dauern. Denn die so genannte Europa/Wostok Initiative der Weltraumbehörde ist erst einmal auf Eis gelegt – wenn sie überhaupt realisiert wird. Die Wissenschaftler und Ingenieure haben noch zahlreiche technische Hindernisse zu überwinden und auch das Problem einer möglichen Verseuchung des Seewassers ist noch nicht endgültig gelöst. Kein Wunder, dass Wissenschaftler weltweit erst einmal andere Mittel und Wege nutzen, um so viel wie möglich über den See in Erfahrung zu bringen. Zum Teil mit großem Erfolg.

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Stand: 07.11.2008

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Lake Wostok
Rätselhafte Wasserwelt im ewigen Eis

Welt ohne Licht
Unberührter Lake Wostok

Lake Wostok als biologische Wundertüte
Mikroben und noch viel mehr?

See in Gefahr?
Russen bohren jungfräuliches Gewässer an

Mit Hydrobot in die verlorene Welt
Lake Wostok als Modellversuch

Aus eins mach zwei
Lake Wostok kein einheitliches Gebilde

Lake Wostok im Miniaturformat
Forscher bauen See im Labor nach

Ein Netzwerk von Antarktis-Seen
Einfluss auf Klima und Meeresspiegel

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