Früher war es noch richtig gemütlich auf der Erde – zumindest was die Bevölkerungssituation anging. In biblischen Zeiten, als Jesus von Nazareth, Herodes und Pontius Pilatus lebten gab es gerade mal 300 Millionen Menschen weltweit. Und auch tausend Jahre später, zur Blütezeit des Mittelalters, hatte sich daran noch nicht viel geändert.
Erst einige Zeit danach begann dann das, was Wissenschaftler heute als Bevölkerungsexplosion bezeichnen: die rasante Vermehrung der Gattung Mensch. Um 1800 hatte die Zahl der Erdenbürger bereits die Schwelle von einer Milliarde erreicht. 1930 waren es bereits über zwei Milliarden und bis zum Jahr 1980 hatte sich die Menschheit noch einmal mehr als verdoppelt.
Jedes Jahr 80 Millionen extra
Trotz sinkender Geburtenzahlen in den Industrieländern büßte das Bevölkerungswachstum auch in der Folge kaum etwas von seinem Tempo ein. Ganz im Gegenteil. Denn heute gibt es bereits 6,711 Milliarden Menschen auf der Erde (Stand Anfang Juli 2008). Und pro Minute kommen nach Berechnungen der Demografen vom US-amerikanischen Population Reference Bureau (PRB) 155 weitere hinzu. Das macht mehr als 220.000 pro Tag und über 1,5 Millionen in der Woche. Innerhalb eines Jahres wächst die Bevölkerung der Erde zurzeit um erstaunliche 81.267.634 Menschen – fast so viele wie momentan in Deutschland insgesamt leben.
Dabei klafft die Schere bei der Bevölkerungsentwicklung zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern auf der einen Seite und den Industrieländern auf der anderen mittlerweile immer weiter auseinander. „Der Bevölkerungszuwachs findet zukünftig ausschließlich in Entwicklungsländern statt“, sagt Jörg F. Maas, der Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in Hannover. Und er weiß, wovon er redet.
Denn die aktuellen Projektionen der Vereinten Nationen sprechen eine deutliche Sprache. Danach wird die Bevölkerung dort bis zum Jahr 2050 von jetzt rund 5,45 auf 7,95 Milliarden steigen. Zusammen mit den 1,25 Milliarden Bürgern der Industrieländer – diese Zahl wird im selben Zeitraum nahezu stabil bleiben – werden sich dann insgesamt rund 9,2 Milliarden Menschen auf der Erde tummeln.
Viel zu viele Kinder pro Frau
„Für dieses rasante Wachstum der Bevölkerung sind vor allem die hohen Kinderzahlen pro Frau verantwortlich. In Afrika beispielsweise bringen Frauen im Durchschnitt noch immer fünf Kinder zur Welt“, erklärt Renate Bähr von der DSW. Der DSW-Datenreport 2007 belegt zudem, dass Afrika in Zukunft prozentual am stärksten wachsen wird. In den nächsten 42 Jahren wird sich die Zahl der dort lebenden Menschen sogar mehr als verdoppeln.
Nach Angaben der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) leiden aber schon jetzt 850 Millionen Menschen auf der Welt unter Hunger, 20.000 sterben sogar an den Folgen von Nahrungsmangel und Unterernährung – pro Tag.
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Afrika ist kein Einzelfall
Doch es ist längst nicht nur der Kontinent Afrika, der den Wissenschaftlern und Politikern heute Sorgen macht. Auch in vielen Teilen Asiens verschärft sich die Bevölkerungs- und Ernährungskrise immer mehr. Zu denen, die am schlimmsten von dieser Situation betroffen sind, gehören nicht nur die ärmsten Entwicklungsländer. Auch ein Staat, der längst als aufstrebende Weltmacht und Wirtschaftswunderland gilt, hat damit zu kämpfen: Indien.
Stand: 10.07.2008