Statt dem Wirtschaftswachstum zu vertrauen, fordert die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung das „Übel“ bei der Wurzel anzupacken und die Bevölkerungsexplosion so weit wie möglich einzudämmen. Aber wie?
Ungewollt schwanger
„Den Frauen in diesen Ländern fehlt häufig das Wissen über richtige Verhütung oder sie haben Angst vor gesundheitlichen Folgen. Nur durch Aufklärung und Beratung können diese Hindernisse überwunden werden“, nennt Renate Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) eine der möglichen Maßnahmen.
Denn noch immer werden weltweit jedes Jahr 76 Millionen Frauen ungewollt schwanger. „Es muss dringend mehr in Familienplanungs- und Aufklärungsprojekte in Entwicklungsländern investiert werden“, so Bähr weiter.
Wirtschaftliche Zwänge diktieren Kindersegen
Doch eine bessere Bildung vor allem für indische Frauen ist ohnehin nur die eine Seite der Medaille. Denn um die Geburtenrate dauerhaft zu senken, müssen nach Ansicht von vielen Forschern beispielsweise auch wirtschaftliche Zwänge berücksichtigt werden.
„In einem Land wie Indien, wo die eigenen Kinder die einzige Altersvorsorge darstellen, gibt es einen einzelwirtschaftlichen Zwang zur Großfamilie. Eltern müssen aus Vorsicht möglichst viele Kinder haben um sicher zu gehen, dass genug noch leben werden, wenn sie alt sein werden“, beschreibt Sylvain Coiplet vom Institut für soziale Dreigliederung einen der wichtigsten Auslöser für die Bevölkerungsexplosion in Indien. „Dieser Zwang muss dadurch beseitigt werden, dass man der Altersvorsorge eine breitere Basis gibt.“
Dies könnte seiner Meinung nach beispielsweise durch eine staatlich geförderte allgemeine Kranken- und Rentenversicherung geschehen oder durch private Nachbarschaftsfonds, in denen sich hunderte von Familien zusammenschließen.
Armut verhindert Weitsicht
Doch ob solche Ideen tatsächlich die gewünschte Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten. Denn noch immer sind viele Inder mehr mit dem alltäglichen Kampf ums Überleben beschäftigt als mit vorausschauenden Zukunftsplanungen. Denn nach Angaben des Human Development Report 2006 des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen haben vier von fünf Bewohnern des Landes maximal zwei US-Dollar täglich zur Verfügung – für Nahrung, Kleidung und alle anderen Dinge des alltäglichen Lebens.
Stand: 11.07.2008