Das Ende Rungholts kam 1362. Drei Tage lang, vom 15. bis zum 17. Januar, wütete die Zweite Marcellusflut, auch „Grote Manndränke“ genannt an der Nordseeküste. Der anhaltende Wind schob immer mehr Wasser Richtung Küste und ließ die unzureichenden Deiche gleich reihenweise brechen.
Die Gewalt der Flut veränderte die Gestalt der gesamten Nordseeküste. Besonders das Gebiet des heutigen Nordfriesland und Dithmarschen wurde völlig umgeformt: Meeresarme drangen weit ins Marschland vor, gewaltige Buchten entstanden, Inseln zerbrachen und gingen unter, Halbinseln wurden zu Inseln. Riesige Flächen des zuvor über die Jahrhunderte mühsam dem Meer abgerungenen Marschlandes versanken in den Fluten – und blieben bis heute Teil des Meeres.
Bis heute gilt die Grote Manndränke als die folgenreichste Katastrophe dieser Region. Mehr als 100.000 Menschen sollen in den Fluten gestorben sein, Ländereien gingen unter und ganze Dörfer verschwanden nahezu spurlos von der Landkarte. Dieses Schicksal traf 28, nach anderen Quellen mindestens 32 Ortschaften, eine davon das sagenumwobene Rungholt.
Denn an der Südseite der Insel Strand drang das Wasser besonders weit ins Land hinein. Dort, wo vorher Weiden und Siedlungen lagen, hinterließ die Flut nur noch eine hufeisenförmige Bucht. Und irgendwo auf dem Grund dieser Bucht lag Rungholt: „Am Tage Marcelli Pontificis hat sich die Westsee durch Sturmwinde erhoben und das Wasser vier Ellen über die höchsten Deiche geführet, Städte und Dörfer umgekehret und den Flecken Rungholt neben sieben Kirchspielen in der Edomsharde verwüstet“, so beschreibt es Anton Heimreich 1634 in seiner „Nordfriesischen Chronik“.
Stand: 25.04.2008