Phänomene

Langes Leben mit Schattenseiten

Von den „jungen Alten“ zu den „kranken Alten“?

Dank guter medizinischer Versorgung und ausreichender Nahrung werden wir immer älter und bleiben länger fit. Die Zeiten, in denen Menschen ab 60 zum „alten Eisen“ gehörten, sind vorbei. Statt auf Butterfahrten Kaffeeservice und Rheumadecken zu erstehen, tummeln sich die Senioren in Freizeitparks, auf Golfplätzen oder auf Wanderreisen. Längst hat auch die Werbebranche die „jungen Alten“ als lukrative Zielgruppe für sich entdeckt.

Die Zeiten, in denen Menschen ab 60 zum „alten Eisen“ gehörten, sind vorbei. © SXC

Doch die längere Lebenserwartung hat auch ihre Schattenseite. Denn je älter wir werden, desto höher ist das Risiko, eine typische Alterskrankheit wie Alzheimer oder Parkinson zu entwickeln. Schon heute ist Alzheimer eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit. 26,6 Millionen Menschen weltweit leiden an der Demenz – die meisten von ihnen sind älter als 60 Jahre. Aber nicht nur Alzheimer nimmt mit dem steigenden Lebensalter zu, das gleiche gilt auch für Parkinson. Allein in Deutschland sind davon bis zu 400.000 Menschen betroffen, auch sie stehen meist schon im siebten Lebensjahrzehnt.

2030 doppelt so häufig Parkinson…

Schon innerhalb der nächsten Generation wird sich die Zahl der an Parkinson-Erkrankten zudem verdoppeln. Das ergab eine im Januar 2007 in der Fachzeitschrift Neurology erschienene Studie. Wissenschaftler der Universität von Rochester analysierten darin die Bevölkerungsentwicklung und die Krankheitshäufigkeiten in fünf großen europäischen Ländern und den zehn bevölkerungsreichsten Ländern weltweit.

Das Ergebnis: Die Zahl der an Parkinson erkrankten Menschen wird von heute 4,1 Millionen auf 8,7 Millionen im Jahr 2030 ansteigen. Die Zunahme der Parkinson-Fälle geht dabei in erster Linie auf eine immer höhere Lebenserwartung zurück. Schlüsselfaktor ist, das zeigte die Studie, nicht das generelle Bevölkerungswachstum sondern die Anzahl der Menschen über 65 Jahren.

Den größten Zuwachs stellten die Wissenschaftler dabei in den Ländern Asiens fest. Doch gerade die Entwicklungsländer sind auf diese Entwicklung nur schlecht vorbereitet. „Die Mehrheit des Zuwachses der Parkinsonkrankheit wird sich in den nächsten 25 Jahren nicht in Europa und den USA ereignen, sondern in Ländern wie China, wo Parkinson bisher nicht als größeres Gesundheitsproblem angesehen wurde“, erklärt der Neurologe Ray Dorsey. „Zudem wird sich dieser Anstieg in Gesellschaften ereignen, in denen es nur eine sehr begrenzte Infrastruktur für die Diagnose von Erkrankten gibt, ganz zu schweigen von einer Abdeckung ihrer medizinischen Bedürfnisse oder den gesellschaftlichen Auswirkungen.“

…und 2050 viermal so viel Alzheimer

Nach einer im Juli 2007 erschienenen Studie könnte sich außerdem die Anzahl der an Alzheimer Erkrankten bis zum Jahr 2050 sogar vervierfachen – einer von 85 Menschen wäre dann weltweit an Alzheimer erkrankt. 43 Prozent von ihnen so schwer, dass sie rund um die Uhr betreut werden müssten. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings: Die Wissenschaftler um Ron Brookmeyer von der Johns Hopkins Universität in Baltimore berechneten, dass eine Verzögerung des Krankheitsbeginns um ein Jahr oder ein Verlangsamen des Fortschreitens um ein Jahr ausreichen würde, um die Zahl der Erkrankten 2050 um immerhin 9,2 Millionen zu reduzieren.

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Stand: 26.10.2007

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Rätsel Hirnschwund
Auf der Suche nach den Ursachen von Alzheimer und Parkinson

Langes Leben mit Schattenseiten
Von den „jungen Alten“ zu den „kranken Alten“?

Parkinson durch Protein-Ausfall?
Auf der Suche nach den Ursachen des Zellensterbens

Zellstress macht krank
Wirkungen freier Radikale sowohl bei Parkinson als auch bei Alzheimer

Das Rätsel der Plaques
Altern, Proteinablagerungen und die Gene

Alzheimerprotein als Cholesterinsenker?
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