Geologie/physische Geographie

Zum Nordpol auf einer Eisscholle

Russische Driftstation bleibt acht Monate im Eis

Acht Monate lang treiben sie durchs Nordpolarmeer ohne Schiffsantrieb und ohne Route – die Wissenschaftler an Bord der russischen Nordpol Driftstation „Nordpol 35“ (NP-35). Ende August startete dieses außergewöhnliche Projekt des internationalen Polarjahrs, das vor allem der Erforschung des Meereises dient. Die Polarforscher wollen die bisher lückenhaften Daten in der Arktis ergänzen und die Schlüsselregion des globalen Klimawandels besser verstehen.

Im arktischen Sommer sind die Eisschollen inzwischen rar © NOAA

Die Erfahrung mit regelmäßigen russischen Driftstationen im Packeis reicht zurück bis ins Jahr 1952, als die Forschungsstation NP-2 startete. Während die bisherigen Driftstationen ausschließlich der russischen Forschung dienten, ist im Rahmen des Internationalen Polarjahres erstmals eine internationale Station geplant. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Arctic and Antarctic Research Institute (AARI) in Sankt Petersburg durchgeführt. Die insgesamt 36 Expeditionsteilnehmer gingen am 29. August 2007 im sibirischen Tiksi an Bord des russischen Forschungsschiffes „Akademik Fedorov“. Zum ersten Mal ist auch ein Deutscher mit von der Partie: Jürgen Graeser vom Alfred-Wegener-Institiut in Bremerhaven. Er ergänzt mit Messungen in der Atmosphäre die „eisigen“ Forschungsarbeiten der russischen Projektpartner.

Jürgen Glaeser mit Messballons an der Driftstation © Alfred- Wegener- Institut

Eine Eisscholle als Basis

Im Bereich der Wrangel-Insel zwischen 80 bis 85° nördlicher Breite und 170° östlicher Länge bis 170° westlicher Länge wird eine stabile Eisscholle als Basis für die Driftstation NP-35 ausgewählt. Die Auswahl beruht auf der langzeitlichen Beobachtung des Eises per Satellit und wird von Bord des Forschungsschiffes aus mit dem Hubschrauber überprüft. Im Laufe des Winters soll die Eisscholle im arktischen Ozean über den Nordpol hinweg driften. Während der rund einjährigen Drift werden an der Station verschiedene Messungen durchgeführt, um Aufschluss über den aktuellen Klimawandel zu erhalten.

Die russischen Wissenschaftler untersuchen den Bereich der oberen Meeresschicht, das Meereis und die Schneebedeckung. Atmosphärische Untersuchungen zu meteorologischen Größen wie Temperatur, Wind, Feuchte und Luftdruck werden durch Messungen von Spurengasen wie Kohlendioxid und Ozon ergänzt. Jürgen Graeser befasst sich dabei vor allem mit zwei Themen. Zum einen wird er mit einem Fesselballon-System meteorologische Parameter in der so genannten planetaren Grenzschicht, das ist die unterste Schicht der Atmosphäre bis etwa 1.500 Meter Höhe, messen. Er führt außerdem Ozonsondierungen durch, mit denen die Ozonschicht in der Stratosphäre bis in eine Höhe von circa dreißig Kilometer analysiert wird.

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Stand: 21.09.2007

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