Der in den 1990er Jahren begonnene mallorquinische Qualitätstourismus baut vor allem auf eine größere Vielfalt: Abwechslungsreiche und dezentrale Angebote abseits des klassischen Badetourismus. Die Zielgruppe sind nicht mehr die „All-Inclusive“-Pauschaltouristen, sondern eine gut betuchte und anspruchsvolle Klientel. Die neuen Angebote sind daher qualitativ hochwertig – und entsprechend teuer: Golfplätze, Yachthäfen und Zweitwohnsitze gehören ebenso dazu wie hochrangige Hotels und Gaststätten.
Ziel des Ganzen war es, so zumindest die ursprüngliche Absicht der Verantwortlichen, den Tourismus umweltschonender, aber trotzdem profitabel zu machen. Aber ist diese Art des touristischen Angebots wirklich besser für die Umwelt? Die intensiven Studien von Wissenschaftlern der Ruhr-Uni Bochum zum Landschaftswandel auf Mallorca zeichnen ein anderes Bild: Ihren Ergebnissen nach handelt es sich ganz im Gegenteil um eine hochgradig landschaftsverändernde und ökologisch nachteilige Form des Tourismus mit höchsten Flächenansprüchen. Und da sich die bestehenden massentouristischen Zentren für einen Qualitätstourismus nur begrenzt eignen, greift die Erschließung zwangsläufig auf noch nicht erschlossene, bisher von dieser Entwicklung verschont gebliebene Gebiete über.
Entlang der Küsten ist es vor allem der so genannte Nautische Tourismus, der sein zerstörerisches Potenzial in den Meeres- und Küstenökosystemen entfaltet. Hafenanlagen mit weit ins Meer hineinragenden Molen verändern natürliche Strömungen und führen zur Erosion von Sandstränden. Im Landesinneren sorgen Golftourismus aber vor allem auch der Bau von Ferienwohnungen dafür, dass der Landschaftsverbrauch drastisch ansteigt: Während sich der Bau von Zweitwohnsitzen in den 1980er Jahren noch fast ausschließlich auf die Küsten konzentrierte, ist heute die intensive Erschließung des landwirtschaftlich geprägten Inselinnern und des Gebirges Serra Tramuntana unverkennbar.
Stand: 13.07.2007