Geologie/physische Geographie

Fragile Dämme mit Halbwertszeit

Geburt und Sterben von Gletscherseen

Glacier de Tsanfleuron: Stromlinienförmige Hohlstrukturen im Eis. © Juerg Alean / Glaciers online

Gletscher sind keine starren Gebilde. Je nachdem, wie die Klimabedingungen sind, stoßen sie vor oder schmelzen ab. Dieses ewige Wechselspiel zwischen Wachsen und Vergehen ist die Grundlage dafür, dass sich an vielen Eisriesen Schmelzwasserseen bilden. Denn wenn die Eismassen auf dem Vormarsch sind, schürfen sie den Boden auf und schieben an der Oberfläche lagernde Gesteine und Felsbrocken vor und unter sich her. Mit der Zeit türmen sich dadurch vor der Gletscherzunge riesige bogenförmige Wälle aus Gesteinsschutt auf – die so genannten Endmoränen.

Unter oder auf dem Gletscher

Beginnt nun der Gletscher langsam abzutauen, läuft das Schmelzwasser oft in Sturzbächen die Hänge hinab und sammelt sich in vorhandenen Vertiefungen. Im Laufe der Monate und Jahre kommen dabei viele Millionen Kubikmeter Wasser zusammen und die Seen werden immer größer und tiefer.

Den Weg ins Tal versperren die natürlichen Dämme der Endmoränen. Diese sind innen manchmal noch von einer mehr oder minder dicken Eisschicht ausgekleidet, die dem Wall gegen das Wasser mehr Stabilität verleihen.

Soweit das „normale“ Szenario zur Entstehung von Gletscherseen, die aufgrund des hohen Gehalts an Mineralien und Gesteinspartikeln oft milchig-trüb gefärbt sind. „Schmelzwassertümpel“ bilden sich aber nicht nur vor sondern manchmal auch auf dem Gletscher selbst. Dann sind es meist natürliche Wände aus Eis, die die Wassermassen zurückhalten.

Erdbeben, steigende Wasserspiegel, Felsstürze

Steinsee im Kanton Bern. © GFDL / Bernd Gehrmann

Schon die Zusammensetzung und der Aufbau der Endmoränen sorgen dafür, dass die Gletscherseen anfällig für Katastrophen sind. Denn die Dämme bestehen nicht aus einem einheitlichen und stabilen Material sondern aus locker aufgehäuftem Geröll, Schutt und Sand, durch die oft sogar kleine Mengen an Wasser sickern.

Steigt nun der Wasserspiegel im See immer weiter an, kann der Druck auf die Dämme so groß werden, dass sie nachgeben und weggeschwemmt werden. Kritisch wird es beispielsweise immer dann, wenn Teile von Gletschern oder massiven Felsen abbrechen und in den See stürzen. Dann kann wie am Dig Tsho in Nepal eine meterhohe Welle entstehen, die über den Damm schwappt oder ihn sogar zerstört.

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Stand: 30.03.2007

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Gletscherseen
Imposante Naturphänomene oder tickende Zeitbomben?

Tod aus dem See
Gletscherseeausbrüche und ihre Folgen

Fragile Dämme mit Halbwertszeit
Geburt und Sterben von Gletscherseen

Alarm auf dem Dach der Welt
Erdbeben als Auslöser

Killersee im Himalaya?
Der Tsho Rolpa

Ein Frühwarnsystem für den Gletschersee
Internationale Hilfe sorgt für mehr Sicherheit am Tsho Rolpa

Der Kanton der Gletscher
Das Wallis und seine Naturgefahren

Gefahr aus dem Gletscher
Auf der Suche nach versteckten Seen

Tauchen im Herz des Gletschers
Carsten Peter im Interview

Verheerende Gletscherseeausbrüche
Ausgewählte Katastrophen der letzten 400 Jahre im Überblick

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