Herzstück des Tsho Rolpa-Aktionsplanes ist ein bereits im Mai 1998 installiertes Alarmsystem, das die Menschen flussabwärts bei einem Gletscherseeausbruch umgehend mit wichtigen Informationen, wie zum Beispiel eine drohende Flutwelle, versorgt.
Das Frühwarnsystem besteht aus verschiedenen empfindlichen Sensoren, die jede Veränderung des Wasserspiegels und der Stabilität des Damms registrieren. Im Katastrophenfall werden die Dörfer dann über ein Satelliten-gestützes System alarmiert und mithilfe von Sirenen vor den Wassermassen gewarnt. Den Bewohnern bleibt dadurch genug Zeit, sich in höher gelegene Gefilde zu retten.
Entscheidend zur Verbesserung der Sicherheit in der Region beigetragen hat aber auch eine künstliche Absenkung des Wasserspiegels um immerhin drei Meter. Verantwortlich dafür ist ein offener Kanal, den Wissenschaftler und Techniker im Jahr 2000 in der abgelegenen Region aus dem Boden stampften. Er ist mit einem Schleusentor versehen, das je nach Höhe des Wasserstands geschlossen oder geöffnet wird.
Risiko um 20 Prozent gesenkt
Doch trotz dieser aufwändigen Projekte können die Wissenschaftler am Tsho Rolpa noch keine endgültige Entwarnung geben. Durch die Maßnahmen wurde das Risiko eines Ausbruchs bisher lediglich um 20 Prozent gesenkt.
„Es gibt Befürchtungen, dass der See nach wie vor den Moränendamm durchbrechen könnte, weil das darin eingelagerte Eis schmilzt, wodurch die Stabilität des Dammes weiter abnimmt“, formuliert der Geologe Shaun Richardson, einer der am Projekt beteiligten Wissenschaftler, seine Bedenken. Erst wenn der Wasserspiegel um weitere 17 Meter niedriger liegt, ist das Problem nach Ansicht der Forscher endgültig gelöst.
Die zuständige Regierungsbehörde arbeitet zwar mittlerweile seit einigen Jahren emsig an den Plänen zur Realisierung des Projekts, doch an der Umsetzung hapert es. Grund: fehlendes Kapital.
Mehr Geld aus dem Ausland nötig
Nepal gehört wie Bhutan zu den wenig betuchten Ländern der Welt und konnte schon während der ersten Bauphase nur einen Bruchteil der Gelder selbst beisteuern. Den größten „Batzen“ der weit über zwei Millionen Euro an Investitionen teilten sich damals die Weltbank und die niederländische Regierung.
„Einige Geberländer unterstützen unsere Ziele, aber es ist noch viel mehr Hilfe nötig“, sagt Surendra Shrestha, der Asienkoordinator der UNEP Abteilung für Early Warning and Assessment. Denn es werden noch Millionen von Euro für die anstehenden Maßnahmen gebraucht.
Doch auch, wenn es irgendwann gelingt, die Situation am Tsho Rolpa endgültig in den Griff zu bekommen, wartet auf die UNEP-Wissenschaftler und ihre Kollegen noch eine Menge Arbeit. Denn das Alarmsystem am Tsho Rolpa ist das einzige im Himalaja. Um die Bevölkerung in Nepal und Bhutan optimal zu schützen, müssten auch die anderen 43 gefährlichen Seen in der Region mit einem Flutwellenwarner ausgerüstet werden.
Und noch eines ist laut Shrestha zu bedenken: „Dies sind die Gletscherseen, die wir bisher kennen.“, sagt Shrestha. „Wer weiß schon, wie viele andere – irgendwo im Himalaja oder sonst wo auf der Welt – in einem ähnlich kritischen Zustand sind?“
Stand: 30.03.2007