Der Weltraum ist kein sehr einladender Ort. Seine Hauptcharakteristika scheinen vor allem aus Negativen zu bestehen: keine Luft, keine Schwerkraft und kaum Wasser. Und zu allem Überfluß ist das wenige, das im All vorhanden ist, meistens auch noch schädlich: Kometen und selbst winzigste Gesteinsbröckchen rasen mit großer Geschwindigkeit quer durch das Sonnensystem. Ein Treffer dieser kosmischen Geschosse genügt, um eine Raumstation zu gefährden.
Die Sonne und der gesamte Hintergrund des Alls geben außerdem kontinuierlich gesundheitschädliche Gamma-, Röntgen- und UV-Strahlung ab. Auf der Erde schirmen das Magnetfeld und die Atmosphäre einen Großteil dieser kosmischen Strahlen ab, Raumstationen im All sind ihnen jedoch schutzlos ausgesetzt.
Ähnlich lebensfeindlich sieht es auch auf den Himmelskörpern in der Nachbarschaft der Erde aus. Der Mond ist eine Wüste aus Geröll und Staub, trocken und ohne Atmosphäre. Die Venus, der Zwillingsplanet der Erde, hüllt seine mehr als 400 Grad heiße und unter hohem Druck stehende Oberfläche in giftige Schwefelsäurewolken und könnte damit gut als Vorbild für neuzeitliche Höllendarstellungen dienen. Und auch der Mars, auf dem frühe Astronomen Wasserkanäle und Spuren von Zivilisationen zu entdecken glaubten, ist alles andere als ein Paradies. Kalt, trocken und von gewaltigen Staubstürmen heimgesucht, bietet auch seine dünne Atmosphäre nur begrenzten Schutz vor der Strahlung des Alls.
Was also treibt immer wieder Menschen dazu, sich die Besiedlung und Erkundung dieser unwirtlichen Weiten vorzustellen? Bloße Neugier und Abenteuerlust? Der Drang nach Höherem? Vielleicht. Aber wohl kaum bei den nationalen Raumfahrtbehörden, die Jahr für Jahr große Summen in die Entwicklung immer neuer Techniken und Methoden stecken. Bei ihnen scheint der Vergleich mit der Entdeckung Amerikas passender: Nur mit der Aussicht auf Mehrung ihres Reichtums und politischen Einflusses konnte damals Christoph Columbus das spanische Königspaar dazu bewegen, seine Expedition zu finanzieren. Auch Cortez und Pizarro ertrugen die Strapazen in den Dschungeln Südamerikas keineswegs aus Idealismus. Was sie bewegte war sehr viel greifbarer: Kupfer, Gold und andere wertvolle Metalle hofften sie am Ende ihrer Reise zu gewinnen.
Die Projekte zur Erschließung des Weltraums folgen ähnlich greifbaren Zielen. Auch wenn zunächst die Forschung im Vordergrund steht, müssen die Raumfahrtbehörden ihren Geldgebern, sowohl den staatlichen als auch den privaten, immer häufiger auch einen wirtschaftlichen Nutzen der Expeditionen in Aussicht stellen. Gelder fließen heute fast nur noch dort, wo in Zukunft Gewinne zu erwarten sind.
Das aber könnte der Weltraum durchaus bieten. Denn bei aller Lebensfeindlichkeit und Unzugänglichkeit bietet das All wertvolle Ressourcen und Rohstoffe, die sich für die Menschheit auszubeuten lohnen. Asteroiden und Kometen bringen Eisen, Kupfer, Nickel und Kobalt aus den Tiefen des Alls, die steinigen Wüsten von Mond und Mars sind ebenfalls reich an Erzen und nutzbarem Gestein.
Stand: 22.09.2006