Es gibt sie tatsächlich, jene modernen Abenteurer der Zoologie. In einer Zeit, in der viele der wesentlichen Geheimnisse unseres Planeten als entschlüsselt gelten, fahnden die Kryptozoologen nach Tieren, die niemand zuvor hat nachweisen können. Sie sind Spurensucher, die in den entlegendsten Winkeln der Erde nach solch unbekannten Wesen forschen und sich die ebenso spannende wie schwierige Aufgabe gestellt haben, einige der verbliebenen Mythen des Tierreichs zu entschlüsseln.
Die recht junge Disziplin der Kryptozoologie wurde von dem französischen Zoologen Bernard Heuvelmans gegründet. Seit den fünfziger Jahren sammelt er Indizien für Arten, die verschollen sind, als ausgestorben gelten oder deren Existenz noch niemals nachgewiesen werden konnte. Die Vorgehensweise der Kryptozoologen ist eine andere als die der "anerkannten" Forschungsdisziplinen. Sie tragen jegliche Arten von Nachweisen – Augenzeugenberichte, Geschichten und Erzählungen – zusammen und trennen dann die Spreu vom Weizen. Rund 20.000 derartiger Hinweise hat Heuvelmans im Laufe der Jahre gesammelt, systematisch aufgearbeitet und Profile von rund 150 kryptischen Wesen als Forschungsobjekte der durch ihn benannten Wissenschaft erstellt.
Kryptozoologen fahnden nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Aus der Vielzahl der Information gilt es das mehr oder minder verwendbare Material von den Stilblüten der reinen Phantasie zu trennen. Zu groß ist die Gefahr, dem Irrtum durch Falschinformation oder dem Trugbild der eigenen Wunschvorstellung aufzusitzen. Begleitet von dem ohnehin skeptischen Blick der verwandten Fachdisziplinen, wird der Spott nicht lange auf sich warten lassen bei einer teuren, misslungenen Expedition oder einer sich im Nachhinein als banale Fälschung entlarvten vermeintlichen "heißen Spur".
Stand: 15.09.2006